Grußwort

Staatsministerin für Kultur und Medien

Die Gegenwart macht uns angesichts der geo- und gesellschaftspolitischen Konstellationen immer wieder rat- und sprachlos. In Zeiten von Kriegen, Krisen und einer zunehmend polarisierten Gesellschaft brauchen wir, mehr denn je, Orte der Verständigung, des Austauschs und der kritischen Fragen. Das Theatertreffen bietet diese Orte. Es ist eine einzigartige Gelegenheit, die Bandbreite und Virtuosität künstlerischer Positionen auf den deutschsprachigen Bühnen von Nord nach Süd und von Ost nach West zu bestaunen. 

Die ausge­wählten Inszenierungen greifen die Probleme unserer Zeit in verschiedensten Formen auf. So zieht sich das Phänomen des Schweigens und der Sprachlosigkeit als Themenfaden durch viele der in diesem Jahr ausgewählten zehn bemerkenswerten Inszenierungen deutschsprachiger Bühnen. In „Extra Life“ baut sich beispielsweise Schweigen auf über das, was nicht sein darf. In „The Silence“ stehen die Mauern des Schweigens im Zentrum der szenischen Auseinandersetzung. Und „Riesenhaft in Mittelerde“ nimmt uns mit in eine Welt, in der durch Toleranz und Respekt zu einer gemeinsamen Sprache gefunden werden kann. All das sind Beispiele für die dem Theater innewohnende Kraft, uns Perspektiven wechseln zu lassen, uns spielerisch Realitäten vor Augen zu führen, die uns unbekannt sind oder auf die wir uns im Alltag vielleicht nicht einzulassen bereit sind.

Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer, wir brauchen das Theater als Ort für Utopien, als Ort für Denkanstöße und Erschütterungen. Lassen Sie sich begeistern, überzeugen oder dazu anregen, Positionen in Frage zu stellen. Nehmen Sie teil am gesellschaftlichen Diskurs – innerhalb und außerhalb der Theater. Lassen Sie sich von den Herausforderungen der Gegenwart nicht entmutigen und lähmen! Ich wünsche allen Freundinnen und Freunden des Theatertreffens intensive Erlebnisse, fruchtbare Gespräche und Diskussionen sowie Mut und Muße für einen echten Austausch über Perspektiven und Ideen.

Claudia Roth MdB – Staatsministerin für Kultur und Medien