Tanz / Film
Banda Agita – Jugendclub des GRIPS Theaters in Kooperation mit dem Jungen Ensemble RambaZamba Theater
Berlin
Geh, Fühle! © Garcia
Von Geburt an erspüren, ertasten und berühren wir unsere Umwelt. Noch bevor wir sprechen können, kommunizieren wir über Berührungen. Berührung bedeutet Nähe und Geborgenheit, Angst und Bedrohung, Zuneigung und Abweisung. Und dann taucht im Jahr 2020 auf einmal Covid-19 auf und alles ist anders.
Kommuniziert wird digital, wir halten Abstand und tragen Maske. Aber es gibt da noch die Erinnerung an vergangene Zeiten und die Hoffnung, dass es möglich sein kann, sich nach einem Moment der Lähmung zurück zu kämpfen in ein Leben mit veränderten Regeln.
In unserem Kurzfilm erforschen wir das Thema Nähe und Distanz vor und während Covid-19. Eigentlich geplant als Tanztheaterstück entstand am Ende dieser Film aus dem über das Jahr gesammelten Bewegungs-, Text- und Videomaterial und Sequenzen, die wir noch extra gedreht haben. Auf diese Weise geben wir filmisch einen Einblick in die verschiedenen Phasen unseres Projektes: Vor Covid (November 2019) und während Covid (März bis September 2020). Am Ende wagen wir einen Blick in die von uns sehr herbeigesehnte Zukunft.
Wir sind eine Kooperation zwischen dem GRIPS Theater und dem RambaZamba Theater. Wir sind zehn Jugendliche zwischen 16 und 21 Jahren. Wir identifizieren uns als weiblich und männlich. Wir haben uns im Oktober 2019 kennengelernt und bis September 2020 zusammengearbeitet.
Wir kannten uns vor dem Projekt nicht. Haben aber während der Proben einiges über uns herausgefunden:
Einige von uns tanzen gerne.
Einige von uns gehen noch zur Schule.
Einige von uns arbeiten in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung.
Einige von uns studieren.
Einige von uns mögen es, ganz nahe mit anderen zu sein.
Einige von uns fühlen sich wohl mit Abstand.
Einige von uns essen gerne Nudeln mit Tomatensoße.
Einige von uns mögen Doppelkekse und Salzbrezeln.
Einige von uns leben vegan.
Einige von uns haben eine Katze oder einen Hund.
Einige von uns wohnen in WGs.
Einige von uns haben zum ersten Mal einen Film gedreht.
Von und mit
Inessa Fettin-Beganovic, Jonathan Bürkle, Cesary Hensel, Fabian Hochheim, Casper Hottenrott, Luise Kolbinger, Maria Liebl, Maximilian Obernauer, Ben Steppath
Oana Cîrpanu, Sandra Rasch – Leitung, Regie
Kaveh Ghaemi – Choreografie
Seongji Jang, Tatjana Reeh – Bühnenbild
Josephina Zarbock – Assistenz
Öz Kaveller, Andrey Salomatin – Musikalische Komposition
Cristina Amate (Dochkafilms) – Video, Fotografie
Jerry Geiger – Technik
Oana Cîrpanu arbeitet seit 2018 am GRIPS Theater als Theaterpädagogin und leitet dort den Jugendclub Banda Agita. Davor war sie als freischaffende Theaterpädagogin, Regisseurin und Schauspielerin vor allem international in Wien und Zürich tätig, u. a. am Volkstheater Wien sowie am Jungen Schauspielhaus Zürich. Sie studierte Bildungswissenschaften (B.A.) an der Universität Wien und Theaterpädagogik (M.A.) an der Universität der Künste Berlin.
Sandra Rasch leitet das Junge RambaZamba am RambaZamba Theater. Sie studierte Schauspiel am Lee Strasberg Theatre Institute, Theater- und Filmwissenschaft an der Freien Universität Berlin und Theaterpädagogik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Dazu absolvierte sie eine Weiterbildung in Tanz- und Bewegungspädagogik an der Katholischen Hochschule in Berlin. Sie arbeitete u. a. am Oldenburgischem Staatstheater und am Rose Theatre Kingston (UK).
Kaveh Ghaemi, geboren 1984 in Teheran studierte an der Samandarian Theatre Academy. 2009 und 2010 wurde er beim Fadjr Festival im Iran als bester männlicher Schauspieler nominiert. Von 2006 bis 2010 war er Teil der der physischen Theatergruppe Gruppe Indra, die am Theater Shahr in Teheran spielte. Er lebt seit 2011 in Berlin. Als Tänzer wirkte er dort in Tanzstücken im Ballhaus Naunynstraße, Maxim Gorki Theater, Radialsystem, Theater Thikwa und den Sophiensaelen mit.
Zur Auswahl für die Jury Tomas Bünger
Vom Versuch, zueinander zu kommen, wird in dem Film „Geh, Fühle!“ sehr sensibel erzählt. Zwei unterschiedliche Gruppen haben sich aufeinander eingelassen, um sich im Tanz näher zu kommen. Das begleitet der Film im ersten Teil sehr schön und wahrt dabei eine respektvolle Distanz. Kaum glaubt man sich in einer Dokumentation über den Probenprozess zu einem Bühnenstück, geht es fließend über in eine filmische Erzählung über die Grenze zwischen dir und mir. Die anderen und sich über das Tanzen kennenlernen, Nähe zulassen und Grenzen benennen können, berührt werden und nicht berührt werden, wurde durch die Pandemie zu einem Tanz für die Kamera, um die Distanz und die Einsamkeit zu überwinden. Wir dürfen den Tänzer*innen dabei ganz nah sein und ahnen so etwas von dem Trost, der die Entscheidung, auf einer anderen künstlerischen Ebene weiterzumachen, gespendet hat. Der Film lässt uns den Weg der Künstler*innen mitgehen, er berührt, zeigt Licht am Ende des Tunnels und gibt Hoffnung.