Inszenierung

NOW OR NEVER

Young Pathos Kollektiv / Pathos Theater München

Sieben Schauspieler*innen befinden sich mit unterschiedlichen Körperhaltungen auf einem Baugerüst und blicken durch ein Netz.

NOW OR NEVER © Armin Smailovic

Ich will berühmt sein, ich will nichts sein, ich will Staub und Sand sein, beige und schmutzig.
Ich will rosa sein und Glitzer, Pop und Make-up.
Wonach suche ich und warum ist das Leben nur manchmal wie im Film?

Die Inszenierung in der Mediathek als Videoon Demand bis 30. Mai 2024

Ausgehend von dem Thema „Freiheit“ hat das Young Pathos Kollektiv ein interdisziplinäres Stück entwickelt, das sich mit der lähmenden Wirkung schwieriger Entscheidungsprozesse und dem entmutigenden Zustand der Welt beschäftigt. Wie gehe ich mit der Freiheit um –für was entscheide ich mich? Die Welt liegt uns zu Füßen. Und jetzt? Brechen wir zusammen auf? Die Spieler*innen aus München beschäftigen sich mit der Zeit danach, der Zeit dazwischen, der Freiheit, in der es plötzlich Unsicherheit, Angst und Traurigkeit gibt. Ursprünglich als Open Air-Stück konzipiert, ist „NOW OR NEVER“ nun erstmalig im Innenraum – auf der Bühne des Haus der Berliner Festspiele – zu erleben.

Jurykommentar von Elizabeth Blonzen

Ganz ehrlich? Ich habe so ein Theaterstück, wie „NOW OR NEVER“ vom Young Pathos Kollektiv aus München noch nie gesehen. Sieben junge Menschen beschenken mich eine glückliche Stunde lang mit ihrer Auseinandersetzung zum Themenkomplex Freiheit. Sie performen mit einer faszinierenden Vielfalt aus Text, Tanz, Zirkus und Show ihre Lebenssituation und eröffnen uns gleichzeitig Räume zum Nachdenken. Doch zurück zum Anfang.

Endlich Freiheit! Abitur! Die Schule ist beendet, die Abifeier vorbei, der Abschluss ist geschafft – und dann? Wer bin ich? Wo will ich hin? Wer will ich sein? Dieser Theaterabend erlaubt es uns, diese Fragen zu stellen ohne sofort Antworten finden zu müssen. Die Spieler*innen aus München beschäftigen sich mit der Zeit danach, der Zeit dazwischen, der Freiheit, in der es plötzlich Unsicherheit, Angst und Traurigkeit gibt. Maximale Freiheit ist nicht gleichbedeutend mit maximalem Glück. Trost und Halt in dieser merkwürdigen Zwischenzeit bieten Gleichgesinnte, die einem erlauben, man selbst zu sein und genau dadurch ein wertvoller Teil einer Künstler*innengemeinschaft zu werden.
An diesem Abend entsteht alles aus der Gruppe. Texte? Sind alle selbstgeschrieben. Choreographie? Alles im Gruppenprozess entstanden und bestechend in der kollektiven Energie und in der inhaltlichen Genauigkeit. Kostüme? Selbstgenäht von einer Spielerin, die sich in der Ausbildung zur Maßschneiderin befindet. Musik? Zwei Spielerinnen sind Teil einer Band, eine andere spielt Klavier, alle können singen, also sind alle Songs selbstgeschrieben und werden live performt. Die Ehrlichkeit, mit der die Akteur*innen von sich und ihrer Dazwischen-Situation berichten, der Ideenreichtum, mit dem sie ihre Gedanken und Gefühle in einer Vielzahl theatraler Formen erzählen, ist ungewöhnlich und gewinnend.
Das Bühnenbild besteht nur aus einem Baugerüst mit einer blauen Baufolie, die als Vorhang, Umhang, Rock benutzt wird.
Ein Keyboard, eine Gitarre, zwei Mikros, so entsteht in „NOW OR NEVER“ Musik. Mit wenigen Mitteln und maximaler Ausbeutung gestatten sich die jungen Spieler*innen Geständnisse und Bekenntnisse voreinander und vor uns.
Ob es um unerwiderte oder unerfüllte Liebe geht, um Ansprachen an das frühere oder das zukünftige Ich, die Texte sind von frappierender Ehrlichkeit. Sie sind Ausdruck des Lebensgefühls einer ganzen Generation und bieten diesen wunderbaren jungen Menschen und uns Zuschauenden Schutz und Halt.
„Immer ab und zu und manchmal weht von Norden her die Möglichkeit. Sie will mich in ein anderes Leben schieben. Sie sagt: „Mach was! Mache sowas!“ und: „Wieso machst du es nicht?“ Ich mache das, ich mache nichts und bleibe im Bett sitzen. Ich schaue auf die Möglichkeit, die zu meinen Füßen liegt und steige darüber statt hinein.“
Dieser Theaterabend erzählt nicht nur von der Freiheit, er lässt sie uns spüren. Ein Juwel.

Von und mit

Sara Ladwig, Julie Himmelreich, Camilo Tupac Amaru Störmann, Marvin Krause, Stella Neuner, Dodo Lorrig, Joe Bogner Carbó, Bruno Golisano, Elisa Wenz

Chris HohenesterKünstlerische Leitung
Marie JakschBühne, Kostüme
Ananda NefzgerAssistenz
Noah DonkerTechnische Leitung
Lisa RischProduktionsleitung

Gefördert vom Kulturreferat München und vom Bezirksausschuss 4 und 9, in Kooperation mit dem Pathos Theater