Das Campus-Programm richtet sich an die Teilnehmer*innen des Treffens junger Autor*innen und ist nicht öffentlich. Es umfasst Workshops zu unterschiedlichen literarischen Genres und Themen sowie Einzel- und Werkstattgespräche.
Workshop 1:
♡ ✝ ♡ Cuter Antichrist ♡ ✝ ♡ — eine Kitschwerkstatt
Hermann Broch verteufelte Kitsch noch als den Antichrist im System der Kunst – solche krassen Statements hört man heute selten. Es hat sich eher eine Umwertung vollzogen, in der das Niedliche, das Kuschelige und der Camp* aufgewertet werden und in feministischen und queeren Perspektiven sogar als softer Gegenentwurf zur harten kalten männlichen Kunstrealität gelten. Eigentlich kann man der Niedlichkeit gar nicht mehr entkommen. Wie viel künstlerisches Potential steckt aber im Plüsch, in pinken Boots und weinenden Hündchen mit Glupschaugen? Oder ist das alles Unsinn und wir kuscheln am Abgrund, während die Welt untergeht? Wir wollen zusammen kitschig sein, so richtig kitschig, und schauen, was Kitsch heute im Zeitalter des Plüsches überhaupt noch bedeutet.
* „Camp ist eine Art unter anderen, die Welt als ein ästhetisches Phänomen zu betrachten“, beginnt Susan Sontag 1964 ihren berühmten Aufsatz „Notes on ‚Camp“ in der Zeitschrift Partisan Review.
Hinweis: Bringt gerne Zeug mit, das ihr kitschig findet – Objekte, Bilder, Texte.
Mit
I.V. Nuss
Workshop 2:
Formfragen – ein Lyrikworkshop
Jedes Gedicht braucht eine Form. Aber wie kommt es zu seiner? Es gibt so viele Möglichkeiten! Freie Verse und gebundene, strenge Formen wie Sonett, Haiku oder Anagramm, offenere wie zweizeilige, dreizeilige, vierzeilige Strophen, Langgedichte, Lautgedichte, Listengedichte, visuelle und konkrete Poesie, dokumentarische Gedichte, Ausstreichungen, Gefundene Gedichte, Nonsenspoesie ... In diesem Workshop schauen wir uns Gedichte auf ihre Form hin an und reflektieren über uns überzeugende oder weniger überzeugende Beispiele. Was macht eine gelungene Form aus? Und natürlich probieren wir auch selbst verschiedene Möglichkeiten aus.
Hinweis: Bitte bringt zum Workshop jeweils ein Gedicht mit, das ihr formal besonders gelungen findet, um es in der Runde vorzustellen, und ein Gedicht von euch selbst, mit dessen Form ihr noch hadert, um es gemeinsam zu besprechen.
Mit
Daniela Seel
Workshop 3:
Die eigene Stimme Teil 1 — Inspiration und Eigensinn
Was macht mein eigenes Schreiben aus? Welche Kniffe, Figuren und Perspektiven, welche Themenfelder und Textarten interessieren mich? Möchte ich diese vertiefen, erweitern, remixen? Oder lieber neue, andere Sprachrealitäten und Positionen in meinem Schreiben erkunden? Inspiriert von sowohl literarischen als auch philosophisch-wissenschaftlichen Stimmen, die uns in ihren Themen, ihrem Mut und Eigensinn begeistern, von Texten, die uns Tragetasche, Horizonterweiterung, Navigierungshilfe und Ritual sein können, wollen wir im Workshop an Textentwürfen arbeiten oder ganz neue entstehen lassen.
Die eigene Stimme Teil 2 — Transdisziplinäre Inspiration
Welche Elemente von Welt nehme ich wie in meine Texte auf? In welchen gesellschaftlichen Feldern wünsche ich mir mehr Sprache, die zum Denken anregt, wach macht, verbindet, berührt? Und welche Kontexte und Präsentationsweisen jenseits von Buch und Lesung könnten meinen Text mit einem spannenden Eigenleben versehen? Inspiriert von einem gemeinsamen Ausflug in das nahegelegene Ausstellungshaus C/O Berlin, wollen wir unser Schreiben für neue, transdisziplinäre Räume öffnen.
Hinweis: Die beiden Workshopteile beziehen sich aufeinander, können jedoch auch gern einzeln besucht werden. Alle Textarten und Schreibinteressen sind willkommen!
Workshop 4:
Die Stimmen, die ich rief – Einführung ins Szenische Schreiben
Nie ist man seinen Figuren näher als im Szenischen – durch ihre Worte entsteht die Welt, die wir uns vorstellen. Im Theater und vor allem im Hörspiel sind es diese Stimmen, mit denen alles beginnt. Aber wie lässt sich in einem Dialog das große Ganze erzählen? Wie geht man beim Schreiben mit dieser Unmittelbarkeit um? Und liegt darin vielleicht ein riesiges Potenzial versteckt?
Dieser Workshop soll ein sanfter Einstieg sein – anhand von Beispielen verschaffen wir uns zunächst einen Überblick darüber, was im Dramatischen so alles möglich ist. Wir schauen uns Dramaturgie und Szenenaufbau an und stellen uns die Frage, wie sich ein eigener Ton finden lässt in einer Form, in der oft eine ganze Menge verschiedener Leute zu Wort kommen.