Person zeichnet auf Papier

Irad Verkron © Franco Atsoc

Irad Verkron

Ventre de Leao a Historia de uma amizade, 2024

„Sona“ bezeichnet eine Form der Kommunikation mit künstlerischen Mitteln, die von den Tshokwé, einem Volk im Nordosten Angolas, gepflegt wird. Es handelt sich dabei um eine alte Tradition zwischen mathematischer Zeichnung und Storytelling. Dabei werden Punkte in einem regelmäßigen Raster in den Sand gezeichnet. Um diese Punkte werden Linien gewebt, die je nach Länge und Linienführung eine andere Bedeutung für die mathematische Formel haben, um die sie kreisen. Punkte und Linien im Sand führen so zu abstrakten aber konkreten Bildern, die wiederum von Bedeutung sind für eine übergeordnete Geschichte. Die „Lusona“ (Einzahl von Sona) ist eine Darstellung von Konstellationen, die, ähnlich wie Sternbilder, mathematisches Wissen und Alltagsnarration vermischen. Allerdings werden hier nicht die Punkte zu Bildern verbunden – wie in Horoskopen Mythen mit Menschen und deren Lebensführung –, sondern die Punkte werden auratisch von Formen umschlungen. Es entstehen eingefasste Objekte in einer menschlichen Zeichnung, die wie das Muster eines Gewebes zur Abstraktion der realen Welt wird.

Für Ventre de Leão (a História de uma amizade), portugiesisch für „Der Bauch des Löwen (die Geschichte einer Freundschaft)“, wendet Irad Verkron diese Technik an, um ihre eigene Geschichte zu erzählen: Die Geschichte einer Schulfreundschaft in Berlin, die durch ihren Wegzug nach Angola zerbrach. Die traditionelle Sonazeichnung Ventre de Leão findet sich in einem großformatigen Raumbild auf dem Dach des Community Pavillons von Radical Playgrounds. Von hier winden sich weitere Sona, die innerhalb der ersten beiden Wochen im Zusammenspiel mit den Besucher*innen entstehen, entlang der Installation The Dig.

Irad Verkron wurde in Deutschland geboren und zog im Alter von 9 Jahren nach Angola. 2012 gründete sie das Kollektiv Verkron für urbane Kunstformen in der Hauptstadt Luanda. Ihre großformatigen Arbeiten im urbanen Raum zeichnen sich durch die Kombination von abstrakten Formen und Themen des Alltagslebens aus, die in der Widerstandsfähigkeit, Stärke und Schönheit schwarzer angolanischer Frauen verkörpert werden.