Eine Schaukel mit einem Holzklotz als Sitzfläche

A birch tree burl swing © Joar Nango

Joar Nango

A Birch Tree Burr Swing, 2024

Im Jahr 2017 beauftragte die Giella-Vorschule in Jåhkåmåhkke/Jokkmokk in Nordschweden die Künstler Joar Nango und Anders Rimpi im Rahmen ihrer pädagogischen Arbeit zur Stärkung der samischen Kulturen und Sprachen mit der Gestaltung eines Spielplatzes auf ihrem Gelände. In Workshops mit Kindern wurde unter anderem eine Schaukel aus Birkenmaserknollen entwickelt, die nun hier in Berlin installiert wird.

Maserknollen an Birkenstämmen sind gerundete, rhizomartige Auswüchse. Man findet sie in ganz Sámpi, dem indigenen Land, das sich über Fennoskandinavien erstreckt, also über Teile von Norwegen, Schweden, Finnland und Russland. Traditionell werden Maserknollen zur Herstellung von heiligen Sámi-Trommeln oder von Milchgefäßen benutzt. Die Sámi folgen bei der Verarbeitung dem Prinzip, zu nutzen und zu respektieren, was in der Natur vorhanden ist. Es gilt, die Gestalt zu bewundern, sich der Form anzunehmen, der Geschichte zu lauschen und den Kontext des Materials zu würdigen.

Die Birkenschaukel beruht auf überliefertem Wissen der Sámi – árbediehtu –, das von Generation zu Generation weitergegeben wird, und denkt dieses weiter. Nangos Praxis als Künstler und Architekt verbindet das Archaische und das Ökologische sowie das Materielle und das Spirituelle, und betont das zyklische Wesen des Seins, bei dem der Mensch die Natur behütet und nicht ausbeutet. Er arbeitet in diesem Kontext mit dem Begriff der „indigenuity“, der sich aus den englischen Wörtern „ingenuity“ (Einfallsreichtum) und „indigeneity“ (Indigenität) zusammensetzt und eine Philosophie meint, bei der man das nutzt, was vorhanden ist und eine dekoloniale und politische Perspektive einnimmt.

Ein wichtiger Hinweis: Beim Bau dieser Schaukel wurde weder Öl aus dem Boden entnommen, noch Plastik verschifft und es gab kaum Kontakt mit dem Währungssystem. Viel Spaß!

Joar Nango ist ein norwegisch-sámischer Künstler und Architekt. Er ist Begründer einer mobilen Bibliothek, die auf der Architekturbiennale 2023 im nordischen Pavillon präsentiert wurde, Autor einer postkapitalistischen einheimischen Kinematografie, ein Universalgelehrter und unermüdlicher Denker und Macher.