Ein Fußballtor auf einem Dunklen Spielfeld. Ein Leuchtschild zeigt BRD – DDR

Massimo Furlan, A Reenactment of the 1974 East Germany West – Germany World Cup Match © Sandra Singh

Massimo Furlan

Ein Reenactment des WM-Fußballländerspiels DDR–BRD 1974

Massimo Furlans Re-Enactment des historischen Spiels zwischen der DDR und BRD bei der Fußballweltmeisterschaft von 1974, das mit einem Ergebnis von 1:0 endete, findet hier nicht in einem Stadion statt, sondern auf der Niederkirchnerstraße, auf der früher die Berliner Mauer stand. In dieser Partie ging es vor allem um die Veranschaulichung von Asymmetrie und um den überraschenden Sieg der vermeintlich schwächeren Mannschaft – die der DDR.

Das Spiel war das einzige direkte Duell der beiden deutschen Mannschaften bei einer Weltmeisterschaft. Da beide Teams sich bereits qualifiziert hatten, ging es hier vor allem um ein politisches Aufeinandertreffen zweier Länder, die sich erst vor kurzem gegenseitig anerkannt hatten. Das Spiel stellte eine Konfrontation von Stärke und Schwäche dar, von Arroganz und Unterschätzung und es verdeutlichte unbewusste Trennungslinien. Ausgehend von diesen Aspekten fragt die Performance, wo heute Linien der Asymmetrie liegen, in der Politik, im Sport und im Alltag. Ebenso beleuchtet Furlan mit dieser Arbeit die Situation von Frauen und Queerness im Fußball.

Nur zwei Spieler*innen stellen das Spiel dar und ahmen die Bewegungen der Spieler nach: Massimo Furlan selbst als Sepp Maier und die Fußballerin, Aktivistin und ehemalige Spielerin vom 1. FFC Turbine Potsdam Tanja Walther-Ahrens als Jürgen Sparwasser. Zwei originale Radio-Kommentare begleiten die Partie und das Publikum kann sich zwischen diesen parallelen Realitäten in Ost und West hin- und herbewegen.

Diese Performance ist eine Feier der Vorstellungskraft. Die Idee entstand aus dem zerbrochenen Traum eines kleinen Jungen, dem es nicht gelang, ein berühmter Fußballspieler zu werden. Viele Kinder in aller Welt erleben dieselbe Geschichte, vor allem, weil der Fußball zunehmend kommerzialisiert wird. Massimo Furlan verlegte sein Streben in die Kunst. Als Choreograf spielte er die Bewegungen von Michel Platini im Parc des Princes nach, die von Zbigniew Boniek in Warschau oder von Sepp Maier im Münchner Olympiastadion. In der Kunst werden Träume wahr.

Kennen Sie die Geschichte? Hören Sie sie noch einmal an.

Massimo Furlan ist ein in Lausanne lebender Choreograf, Schauspieler, Performer und Schriftsteller, der sich oft mit den Verbindungen zwischen dem Spiel als Wettkampf und dem freien Spiel beschäftigt.

Tanja Walther-Ahrens ist eine ehemalige Bundesliga-Spielerin, Sonderpädagogin, Sportwissenschaftlerin und Aktivistin. Sie ist heute immer noch eine leidenschaftliche Fußballerin in der Berliner Landesliga beim SV Seitenwechsel.