Morton Feldman

Morton Feldman Fotograf unbekannt

Morton Feldman

Im Mittelpunkt des Schaffens von Morton Feldman (1926–1987) steht ein besonderes Element der Musik: die Klangfarbe. In überwiegend langsamen und leisen Stücken entfaltet Feldman statische, subtil bewegte Klanggebilde und verzichtet weitgehend auf prägnante rhythmische oder melodische Gestalten und eine greifbare Gestik. Dabei beschränkt sich Feldman so gut wie immer auf ein traditionelles Instrumentarium.

Morton Feldman wurde am 12. Januar 1926 als Sohn ukrainischer Einwanderer in New York geboren, wo seine Eltern eine Firma für Kinderbekleidung betrieben. Mit zwölf Jahren erhielt Feldman Klavierunterricht und von 1941 an auch Kompositionsunterricht bei dem Avantgardisten Wallingford Riegger. 1944 traf Feldman eine Lebensentscheidung. Er verzichtete auf ein akademisches Studium und begann, in der Firma seines Vaters zu arbeiten, wo er bis zu seinem 44. Lebensjahr angestellt blieb. Daneben nahm er weiterhin privaten Kompositionsunterricht, nun bei dem ebenfalls avantgardistisch gesonnenen Stefan Wolpe. Dieser gab Feldman nicht nur Unterricht, sondern stellte auch den Kontakt zu Edgard Varèse her, der Feldman stark beeindruckte und mit seiner Idee, Musik vom Klang her zu konzipieren, beeinflusste. Einen eigentlich stilistischen Einfluss gibt es dagegen nicht, in der akustischen Erscheinung liegen Welten zwischen den Werken beider Komponisten.

Zu Beginn der 1950er Jahre war New York ein Zentrum für avantgardistische Kunst und Musik. Feldman wurde hier zunächst mit John Cage bekannt und durch ihn mit anderen Musikern wie Chris­tian Wolff und Earle Brown sowie den Malern des so genannten Abstrakten Expressionismus von Willem de Kooning und Barnett Newman bis zu Jackson Pollock, Mark Rothko und Philip Guston. Der allseitige und umfassende Gedankenaustausch zwischen den Künstlern, an dem Feldman engagiert teilnahm, war für sein Schaffen prägend und führte ihn um die Jahreswende 1950/51 zur Komposition von Stücken, die einen von Grund auf neuen künstlerischen Ansatz zeigen. In ihnen teilte er den Tonraum in eine hohes, mittleres und tiefes Register auf und notierte nur, in welchem Register sich ein erklingender Ton befinden soll, nicht aber die genaue Tonhöhe, weil er die Klangfarbe durch die Angabe der groben Lage eines Tones hinreichend bezeichnet fand. Feldman gab damit die in traditioneller Musik bestehende Vorrangstellung der Tonhöhe auf. Schon diese frühen Kompositionen, in denen sich Feldman als einer der ersten Komponisten nicht mehr der traditionellen Notenschrift, sondern einer

grafischen Notationsform bedient, haben das charakteristische langsame und leise Klangbild, das in seinem gesamten Schaffen vorherrscht.

In den folgenden Jahren verfolgte Feldman den Grundgedanken, alle Elemente des Tonsatzes der Klangfarbe unterzuordnen, auf vielfältige Weise weiter und schuf unter anderem Werke, in denen zwar die Höhe der zu spielenden Töne festgelegt sind, nicht aber ihre genauen Dauern, so dass die Tonhöhen ineinander verschwimmen. Dabei experimentierte Feldman mit verschiedenen grafischen Notationsformen, kehrte immer wieder aber auch zur traditionellen Notenschrift zurück, der er sich von etwa 1970 an ausschließlich bediente. Inzwischen hatte Morton Feldman eine gewisse Bekanntheit als Komponist erreicht, Vortragsreisen nach Europa unternommen und ein Jahr als Gast des DAAD in Berlin gelebt. 1973 erhielt er eine Professur für Komposition an der Universität in Buffalo im US-Bundesstaat New York, die er bis zu seinem Lebensende innehatte.

1977 nahm Feldmans Schaffen eine bedeutsame Wende. Es entstanden außergewöhnlich lange, teils mehrere Stunden dauernde Kompositionen, die sich aus einer Vielzahl von kleinen, geschlossenen Feldern gleichenden Einheiten zusammensetzen, die subtil variiert und auf unvorhersehbare Weise wiederholt werden. In den Stücken aus den letzten drei Lebensjahren verbindet sich dieser Ansatz bei kürzerer Spieldauer mit einer extremen Ökonomie der Mittel. Feldmans Werke der 1977 einsetzenden Schaffensphase wurden rasch als eine der wesentlichen Entwicklungen in der Musik empfunden und brachten dem Komponisten weltweite Anerkennung. Morton Feldman starb am 3. September 1987.

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