Networked Constellations © Vitjitua Ndjiharine
Vitjitua Ndjiharine entwickelte ein textiles Gewebe entlang der Linie, auf der früher die Mauern des ethnografischen Museums standen. Dieser halboffene Vorhang gleicht einer durchlässigen Grenze oder einem schwebenden Textil und ist mit einem langen, abstrakten Muster geschmückt. Endlose Fäden, Schichten und Linien lassen sich darin lesen und verfolgen. Die Besucher*innen folgen der Logik eines Denkspiels, um einen Weg durch das Gewirr aus Linien, Fäden und Schichten zu finden.
Ndjiharines Installation ist mit ihren farbenfrohen, verzweigten Pfaden und Mustern inspiriert von Straßen, Landkarten, Wegen sowie durch Konstellationen von Raum und sozialer Infrastruktur, die sie zumeist in Namibia findet. Die Künstlerin war bereits 2022 Artist in Residence der Dekoloniale Berlin und tauchte in die Geschichte des Gropius Hain ein. Ihre Arbeit für Radical Playgrounds ist die Fortsetzung der Erforschung des Geländes, bei der koloniale Schichtungen und der Umgang mit dominanten Narrativen im öffentlichen Raum Berlins im Mittelpunkt stehen, ebenso wie das problematische Erbe des Königlichen Museums für Völkerkunde. Im Jahr 2022 installierte die Künstlerin hier eine Reihe von Flaggen und dokumentierte damit die Erzählung von Schwarzer Geschichte und Schwarzem Widerstand in Berlin. Parallel brachte das FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum an der Ecke Niederkirchnerstraße und Stresemannstraße, im Rahmen seiner anti-rassistischen Neu-Interpretation des Raums, eine Gedenktafel an.
Networked Constellations lässt Imaginäres, Symbolisches, Spielerisches, Performatives, Politisches, Verborgenes, Offensichtliches und Intersektionalität ineinanderfließen. Uralte Textiltechniken verschränken sich mit neuer Technologie. Der Vorhang bewegt sich mit dem Wind, die Arbeit ruft nach der Restitution von Bedeutung und Gegenständen. Man kann in diesem Labyrinth nach Antworten suchen, man kann einfach hindurchgehen und man kann die Grenzen überschreiten, die es zu überwinden gilt. Wie in einem Spiel, wo die Spieler*innen nicht unbedingt nach dem einfachsten Weg zum Ziel suchen, geht es hier vielmehr um die Mittel als um den Zweck.
Vitjitua Ndjiharine ist eine multidisziplinäre bildende Künstlerin aus Namibia. Sie entwickelt Strategien, um die pädagogische Funktion von Texten und Bildern aus kolonialen Archiven zu dekonstruieren und neu zu kontextualisieren. Sie war 2022 Artist in Residence der Dekoloniale Berlin und tauchte in die Geschichte des Gropius Hain ein.