Ohad Naharin © Ilya Melnikov
Ohad Naharin ist Hauschoreograf der Batsheva Dance Company und entwickelte die Bewegungssprache GAGA.
Naharin wurde 1952 im israelischen Mizra geboren. Seine Mutter ist Choreografin, Tanz- und Feldenkrais-Lehrerin; sein Vater war Schauspieler und Psychologe. Er wurde 1974 Mitglied der Batsheva Dance Company, obwohl er keine formelle Tanzausbildung absolviert hatte. Während seines ersten Jahres bei der Kompanie lud ihn Gastdozentin Martha Graham ein, sich ihrer eigenen Kompanie in New York anzuschließen. In den Jahren 1975 und 1976 studierte Ohad Naharin an der School of American Ballet, der Juilliard School und bei Maggie Black und David Howard. Darauf wurde er für ein Jahr Mitglied von Maurice Béjarts Ballet du XXe Siècle in Brüssel
Naharin kehrte 1979 nach New York zurück und stellte seine erste eigene Choreografie im Jahr darauf im Kazuko Hirabayashi Studio vor. Von 1980 bis 1990 präsentierte er seine Arbeiten sowohl in New York als auch international, darunter Stücke für die Batsheva Dance Company, die Kibbutz Contemporary Dance Company und das Nederlands Dans Theater. Gleichzeitig arbeitete er mit seiner ersten Frau, Mari Kajiwara, und einer Gruppe von Tänzer*innen in New York. Naharin und Kajiwara arbeiteten zusammen, bis sie 2001 an einer Krebserkrankung starb.
1990 wurde Naharin zum künstlerischen Leiter der Batsheva Dance Company ernannt. Noch im selben Jahr gründete er die Nachwuchskompanie Batsheva – the Young Ensemble. Seitdem choreografierte er mehr als 30 Stücke für beide Kompanien. Nach fast 30 Jahren als künstlerischer Leiter der Batsheva Dance Company trat Ohad Naharin 2018 von dieser Position zurück, bleibt der Kompanie aber als Hauschoreograf verbunden.
Neben seinen Bühnenwerken entwickelte Naharin GAGA, eine innovative Bewegungssprache, die auf Forschungen zur Steigerung von Empfindung und Vorstellungskraft, von Bewusstsein für Form, der Suche nach neuen Bewegungsgewohnheiten und der Überschreitung vertrauter Grenzen basiert. GAGA ist das tägliche Training der Tänzer*innen der Batsheva Dance Company und wird heute weltweit sowohl von Tänzer*innen als auch von Nicht-Tänzer*innen praktiziert.
Während seiner Jahre bei der Batsheva Dance Company erhielt Ohad Naharin zahlreiche Preise und Auszeichnungen, darunter die Ernennung zum Chevalier de l’Ordre des Arts et des Lettres der französischen Regierung (1998), ein Ehrendoktorat der Philosophie honoris causa vom Weizmann Institute of Science (2004), der Israel Prize for dance (2005), ein Ehrendoktorat der Philosophie honoris causa der Hebrew University (2008), der EMET Prize for Art, Science and Culture (gemeinsam mit Yair Vardi, 2009), der Samuel H. Scripps American Dance Festival Award für sein Lebenswerk (2009), ein Ehrendoktorat der Künste der Juilliard School in New York (2013) , der Preis des israelischen Kultusministeriums für sein Lebenswerk (2016), eine Ehrenmitgliedschaft der Tel Aviv University (2018), ein Ehrendoktorat der Ben-Gurion University of the Negev (2019), der Titel des Commandeur de l’ordre des Arts et Lettres (2023) u.v.m.
Schon während seiner Kindheit wurde Ohad Naharin musikalisch ausgebildet und noch heute ist seine Arbeit von einer einzigartigen Musikalität erfüllt. Er arbeitete mit der israelischen Rockband The Tractor’s Revenge („Kyr“, 1990), mit Avi Balleli und Dan Makov („Anaphaza“, 1993), Ivri Lider („Zina“, 1995) und Grischa Lichtenberger („Last Work“, 2015). Unter dem Pseudonym Maxim Waratt komponierte er die Musik zu zahlreichen Arbeiten, die er für die Kompanie entwickelte.
Naharins Arbeit wurde zudem in einigen Filmen vorgestellt. Im Jahr 2007 filmte der Regisseur Tomer Heymann für seinen Dokumentarfilm „Out of Focus“ die Wiederaufnahme des Stücks „Decadance“ mit dem Cedar Lake Contemporary Ballet. 2015 veröffentlichten die Gebrüder Heymann einen umfassenden Dokumentarfilm über Naharin: „Mr. Gaga“ war sowohl bei der Kritik als auch beim Publikum ein Erfolg.
Ohad Naharin besitzt sowohl die israelische als auch die US-amerikanische Staatsbürgerschaft. Derzeit lebt er mit seiner Frau, der Tänzerin und Kostümbildnerin Eri Nakamura, und ihrer gemeinsamen Tochter Noga in Israel.
Stand: März 2024