Hildegard von Bingen wurde 1098 als jüngstes von 10 Kindern der Adeligen Hildebert und Mechthild von Bermersheim geboren. Ihre Eltern sahen für sie die klösterliche Laufbahn vor, eine Entscheidung, die sie sich späterhin bewusst zueigen gemacht hat. Sie wurde in die Frauenklause des Benediktinerklosters auf dem Disibodenberg gebracht. Dort wurde sie von der Leiterin der Klause, Jutta von Sponheim, und einem vom Männerkloster zu diesem Zweck abgestellten Mönch, Volmar von Disibodenberg, unterrichtet. Nach Jutta von Sponheims Tod wurde Hildegard von Bingen zur Leiterin der inzwischen stark angewachsenen Klause gewählt. In der Folge ihrer öffentlichen Anerkennung als Visionärin gründete Hildegard von Bingen ein vom Konvent auf dem Disibodenberg unabhängiges Kloster auf dem Rupertsberg bei Bingen. Einige Jahre später erfolgte die Gründung eines Tochterklosters auf der anderen Rheinseite bei Eibingen. Hildegard von Bingens Kompositionen waren zu diesem Zeitpunkt schon über Deutschland hinaus bekannt. Zeugnisse hierzu gibt es in ihrem Briefwechsel, beispielsweise im Schreiben des Magisters Odo von Paris. Ihre Beziehungen zur Kirchenleitung, zum Hochadel und zu den zu ihren Lebzeiten regierenden Kaisern geben ihr ein weites Wirkungsfeld, ausreichend finanzielle Mittel und Sicherheitsgarantien für ihre Konvente in Zeiten öffentlicher Unruhen. Als Hildegard von Bingen 1179 stirbt, hinterlässt sie mit 77 Gesängen, einem geistlichen Singspiel, drei umfangreichen Visionswerken und umfassend ausgearbeiteten medizinischen Schriften ein bemerkenswert facettenreiches Werk.
Stand: August 2017