Salome Kammer

Salome Kammers Universaltalent sprengt Grenzen. Ihr Repertoire kann nicht in Sparten und Fächer eingeordnet werden. Es umfasst Avantgarde-Gesang und virtuose Stimmexperimente, klassisches Melodram, Liederabende, Dada-Lyrik und Broadwaysongs. Ihre Bühnenpräsenz als singende Schauspielerin oder schauspielende Sängerin fasziniert bei musikalischem Kabarett ebenso wie in dramatischen Bühnenrollen des Sprechtheaters. Sie hat mit ihrer Stimme die neue Musik der vergangenen Jahre geprägt und zahlreiche Werke uraufgeführt. Komponist*innen im In- und Ausland, darunter Helmut Oehring, Wolfgang Rihm, Georges Aperghis, Bernhard Lang, Isabel Mundry, Mauricio Sotelo und Carola Bauckholt schreiben Stücke für die Künstlerin, die mit ihrem extremen Ausdrucksreichtum und ihren unerschöpflichen stimmlichen Facetten zu neuen Produktionen anregt.

Salome Kammer studierte Musik mit Hauptfach Violoncello bei Maria Kliegel und Janos Starker in Essen. 1983 wurde sie als Schauspielerin vom Theater Heidelberg engagiert, wo sie in zahlreichen Rollen auftrat. 1988 zog sie für die Dreharbeiten zu dem Film-Epos Die zweite Heimat von Edgar Reitz nach München. In dieser Zeit begann sie, ihre Stimme auszubilden (u. a. bei Yaron Windmüller), und sie ist seit 1990 in Konzerten für Neue Musik als Vokalsolistin zu hören. Auch in Heimat 3, 2004 in Venedig uraufgeführt und in ganz Europa ausgestrahlt, zeigt sie in der Rolle der Clarissa alle Facetten ihres Könnens.

Ihr weitgefächertes Repertoire umfasst Klassiker der Moderne wie Arnold Schönbergs Pierrot Lunaire und sein Streichquartett Nr. 2, „La fabricca illuminata“ von Luigi Nono sowie Werke so unterschiedlicher Komponisten wie John Cage, Luciano Berio und Hans Zender, aber auch Kurt Weill- und Hanns Eisler-Lieder. Als herausragende Interpretin der Musik Weills und Schönbergs gastierte sie beim Rheingau Musik Festival, Kurt Weill Fest Dessau und Beethovenfest Bonn. Darüber hinaus pflegt sie seit 20 Jahren ihre Liebe zum musikalischen Kabarett. So sind mit dem Komponisten und Pianisten Peter Ludwig zahlreiche „Chansons bizarres“ entstanden, die auf den unterschiedlichsten Kleinkunstbühnen Deutschlands ein begeistertes Publikum finden.

Die Künstlerin wirkte in zahlreichen Produktionen neuer Musiktheaterwerke erfolgreich mit, darunter Helmut Lachenmanns „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“ am Staatstheater Stuttgart und der Opéra National de Paris, Jörg Widmanns „Das Gesicht im Spiegel“ an der Bayerischen Staatsoper und Isabel Mundrys „Die Odyssee – Ein Atemzug“ an der Deutschen Oper Berlin. Mit Peter Eötvös’ „Lady Sarashina“ trat sie an der Opéra national de Lyon, an der Opéra Comique in Paris und am Teatr Wielki in Warschau auf; in München sang sie Ligetis „Aventures & Nouvelles Aventures“. Mit der Geigerin Carolin Widmann brachte sie die „Kafka-Fragmente“ von György Kurtág in einer szenischen Version mehrfach international auf die Bühne. 2011 debütierte sie mit Brice Pausets Solo-Werk „Exercices du Silence“ an der Berliner Staatsoper im Schillertheater, und 2014 sang sie die Elsa in Salvatore Sciarrinos Kammeroper „Lohengrin“ an mehreren Theatern.

Zahlreiche Rundfunk- und CD-Produktionen dokumentieren Salome Kammers Ausnahmetalent, darunter Schönbergs „Jakobsleiter“ (Harmonia Mundi) sowie Lachenmanns „Mädchen mit den Schwefelhölzern“ (Kairos). Ihre Solo-Einspielungen „I hate music, but I like to sing“ (Capriccio), „salomix-max“ (wergo) und „I’m a Stranger Here Myself“ (Capriccio), Früchte der langjährigen Zusammenarbeit mit ihrem Partner Rudi Spring am Klavier, erhielten herausragende Kritiken. In der aktuellen Saison konzertiert sie beim Lucerne Festival mit dem Mahler Chamber Orchestra und Schönbergs Pierrot Lunaire sowie Waltons Façade; außerdem ist sie unter anderem beim Warschauer Herbst, am Teatro Real Madrid und an der Tonhalle Zürich zu Gast. Salome Kammer unterrichtet neue Musik für Gesang an der Musikhochschule in München. Sie ist Trägerin des Schneider-Schott-Musikpreises, des Ehrentitels Magister Artium Gandensis der Universität Gent und des Schwabinger Kunstpreises 2015.

www.salomekammer.de

Stand: Januar 2016