Rebecca Saunders © Camille Blake
Mit ihrer unverkennbaren und bemerkenswerten Klangsprache ist die in Berlin lebende britische Komponistin Rebecca Saunders eine der führenden internationalen Vertreterinnen ihrer Generation. 1967 in London geboren, studierte sie Komposition bei Nigel Osborne an der University of Edinburgh sowie bei Wolfgang Rihm an der Universität Karlsruhe.
Saunders hegt ein großes Interesse an den plastischen und räumlichen Eigenschaften von organisierten Klängen. „chroma I-XX“ (2003 – 2017), „Stasis“ und „Stasis Kollektiv“ (2011/16) sind sich ausdehnende räumliche Kollagen von bis zu 25 Kammermusikgruppen und Klangquellen, die in architektonisch extrem unterschiedlichen Räumen angeordnet sind. „Insideout“, eine 90-minütige Kollage für eine choreographierte Installation, die sie in Zusammenarbeit mit Sasha Waltz schuf, war ihr erstes Bühnenwerk und wurde weltweit über 100mal aufgeführt. 2017 schrieb sie für das Ensemble Musikfabrik, Donatienne Michel-Dansac und Enno Poppe „Yes“, eine 80-minütige räumliche Kompositionsinstallation, die für die architektonisch außergewöhnlichen Räume der Berliner Philharmonie und der Kathedrale St. Eustache (Paris) konzipiert ist.
Seit 2013 schreibt Saunders eine Reihe von Solos und Duos für Künstler, mit denen sie schon viele Jahre eng zusammenarbeitet: „Bite“ (2016) für Bassflöte, „Aether“ (2016) für Bassklarinettenduo, „dust“ (2017/18) für Perkussion, „O“ (2017) für Sopran, „hauch“(2018) für Violine und „Flesh“ (2017/18) für Akkordeon. Gleichzeitig hat sie ihr leidenschaftliches Interesse für konzertante Formen verfolgt und schrieb das Doppelkonzert für Perkussion „Void“ (2014), das Trompetenkonzert „Alba“ (2015) sowie „Skin“ (2016) und „Yes“ (2017), die beiden letzteren für Sopran und großes Ensemble. „Alba“ und „Void“ bilden den Abschluss eines Triptychons, zu dem auch das Violinkonzert „Still“ (2011) zählt. 2016 wurde „Still“ in erweiterter Fassung in Zusammenarbeit mit dem Choreographen Antonio Rúz, den Tänzern von Sasha Waltz & Guests, Carolin Widman, der Junge Deutsche Philharmonie und Sylvain Cambreling aufgeführt. 2018 wurde ihr Kontrabasskonzert „Fury II“ in Zusammenarbeit mit dem Ensemble Modern und von Emanuel Gat für das „Story Water“ Projekt choreographiert aufgeführt.
Rebecca Saunders Musik wurde bereits von vielen renommierten Ensembles, Solisten und Orchestern gespielt und uraufgeführt, u. a. vom Ensemble Musikfabrik, Klangforum Wien, Ensemble Modern, Quatuor Diotima, Dal Niente, Asko | Schönberg, dem Arditti Quartett, Ensemble Resonanz, Ensemble Recherche, ICE, den Neuen Vocalsolisten, Ensemble Remix und den Sinfonieorchestern des SWR, WDR und der BBC.
Für ihre Kompositionen hat sie zahlreiche international renommierte Preise erhalten, zuletzt den Ernst von Siemens Musikpreis 2019 (bereits 1996 erhielt sie einen der Komponisten-Förderpreise der Ernst von Siemens Musikstiftung), weiter den ARD und BMW musica viva-Preis, den Paul-Hindemith-Preis, den Royal Philharmonic Society Award (2008 für „Stirrings Still“, 2013 für „Fletch“, 2017 für „Skin“, und 2019 für „Yes“) sowie den BASCA British Composer Award (2013 für „Solitude“, 2016 für „Alba“, 2017 für „Skin“, und 2018 für „Unbreathed“), und den GEMA-Musikpreis für Instrumentalmusik. Des Weiteren wurde Saunders mit dem Hans und Gertrud Zender-Stiftungspreis und dem renommierten Mauricio-Kagel-Musikpreis ausgezeichnet. Die CD „…of waters making moan“ des Akkordeonisten Teo Anzellotti, die Saunders titelgebendes Stück enthält, gewann den Jahrespreis der deutschen Schallplattenkritik 2016.
Saunders ist eine gefragte Kompositionsdozentin und unterrichtet regelmäßig bei den Darmstädter Ferienkursen sowie an der Impuls Akademie in Graz. Sie war Professorin für Komposition an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover. Sie ist Mitglied der Berliner Akademie der Künste und der Sächsischen Akademie der Künste in Dresden.
Rebecca Saunders Musik wird seit 1997 bei der Edition Peters verlegt.
Stand: Juni 2020