Franz Tunder (1614–1667) ist einer der bedeutendsten norddeutschen Kirchenmusiker in der Generation vor Dietrich Buxtehude und zwei Generationen vor Johann Sebastian Bach. Geboren auf der Insel Fehmarn wurde Tunder 1632 zum Organisten auf Schloss Gottorf berufen, dem Sitz des Herzogs von Schleswig, das damals in besonderer kultureller Blüte stand. 1641 verließ er den Dienst des Herzogs, um das angesehene Amt der Leitung der Kirchenmusik in St. Marien in Lübeck zu übernehmen. In Lübeck begründete Tunder die später von seinem Amtsnachfolger Buxtehude weitergeführte Tradition der „Abendmusiken“, eine Vorform des Konzertwesens, und war ab 1647 auch als Werkmeister, als Experte und Verantwortlicher für den Orgelbau, tätig.
Tunders Schaffen ist nur verhältnismäßig schmal überliefert. Es umfasst zum einen verschiedenartig besetzte Kantatenkompositionen, zum anderen die traditionellen Formen der freien oder auf Choralmelodien bezogenen Orgelmusik. In diesen Orgelwerken verschmilzt Tunder eine thematisch oft sehr dicht gearbeitete Schreibweise mit dem freieren, toccatenhaften „Stylus phantasticus“.