Hans Zender

Hans Zender wurde 1936 in Wiesbaden geboren und studierte Komposition, Klavier und Dirigieren an den Musikhochschulen in Frankfurt und Freiburg. Schon in den fünfziger Jahren besuchte er die Darmstädter Ferienkurse für Neue Musik und kam dort in direkten Kontakt zu führenden Komponisten der Avantgarde. Nach seinem Studienabschluss begann er eine internationale Dirigentenkarriere, die ihn auch zu Gastspielen bei den Festspielen in Salzburg, Bayreuth, Berlin u.a. führte. In Deutschland war er Generalmusikdirektor in Bonn, Kiel und an der Hamburgischen Staatsoper. Künstlerisch besonders bedeutsam war seine langjährige Tätigkeit als Chefdirigent des Saarländischen Rundfunks und die Zusammenarbeit mit dem SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg als Ständiger Gastdirigent. An allen seinen Wirkungsstätten hat sich Hans Zender intensiv für die Neue Musik und ganz besonders für das Schaffen von Olivier Messiaen, Bernd Alois Zimmermann, Giacinto Scelsi, Morton Feldman und Helmut Lachenmann eingesetzt.

Hans Zenders Karriere als Dirigent war von Anfang an von kompositorischer Tätigkeit begleitet. Dabei haben sich die Gewichte im Laufe der Zeit immer mehr zugunsten des Komponierens verschoben, das nun seit langem schon das Zentrum seines Künstlertums bildet. So übernahm er auch 1989 die Kompositionsklasse der Frankfurter Musikhochschule. In seinem umfangreichen und vielgestaltigen kompositorischen Œuvre, das sich nicht auf eine bestimmte stilistische Richtung festlegen lässt, spielt die Auseinandersetzung mit Musik und Sprache eine entscheidende Rolle. In seinen bisher drei musikdramatischen Werken Stephen Climax (nach Joyce, 1979–84), Don Quijote de la Mancha (1989–91/94) und Chief Joseph (2004/05) verfolgt Zender einen experimentellen, collageartigen Ansatz, der sich weit von konventioneller Dramatik entfernt. In seinen übrigen Werken hat der Komponist des öfteren Werke zu Reihen zusammengefasst wie Hölderlin lesen I-IV, LO-SHU I-VII, CANTO I-IX. Die Cantos beschäftigen sich meist mit Texten der europäischen Tradition, die in freier, manchmal collageartiger Weise angeordnet sind. Ein breites Publikum hat Zender mit seiner komponierten Interpretation Schuberts Winterreise erreicht, der Bearbeitungen klassischer Stücke wie Schumann-Phantasie, Debussy: Cinq Préludes sowie der Dialog mit Haydn zur Seite stehen. An dieser Werkreihe wird ein Element seines Schaffens besonders deutlich, das vielleicht doch so etwas wie eine Konstante bildet: das Erschließen neuer Möglichkeiten künstlerischer Erfahrung und die Sensibilisierung des Hörens.

Stand: September 2011