Dimitris Papaioannou © Julian Mommert
1964 in Athen geboren, machte sich Dimitris Papaioannou schon früh einen Namen als Maler und Comic-Künstler, bevor er sich als Regisseur, Choreograf, Performer, Bühnen-, Kostüm- und Maskenbildner sowie Beleuchtungsdesigner den darstellenden Künsten zuwandte. Er studierte vor seinem Studium an der Athener Hochschule der Bildenden Künste bei dem griechischen Maler Yannis Tsarouchis.
1986 gründete Papaioannou das Edafos Dance Theatre als Träger seiner eigenen Bühnenproduktionen: Hybride aus physischem Theater, experimentellem Tanz und Performancekunst. Ursprünglich im künstlerischen Underground angesiedelt, hinterfragte die Company althergebrachte Wahrnehmungen und konnte zahlreiche Anhänger*innen für sich gewinnen. Mit der Produktion „MEDEA“ (1993), die als ikonische Arbeit der Gruppe gilt, vollzog sie den Schritt an die großen Theater. Das Edafos Dance Theatre bestand 17 Jahre lang bis zum Jahr 2002 und hatte einen nachhaltigen Einfluss auf die griechische Kunstlandschaft.
Im Jahr 2004 wurde Papaiannou weithin durch die Gestaltung der Eröffnungs- und Abschlusszeremonien der olympischen Sommerspiele in Athen bekannt. Seit seinem Neustart mit der Produktion „2“ im Jahr 2006 entwickelte er an den wichtigsten Theatern Athens Avantgarde-Werke, die mit ihren langen Laufzeiten und mit über 100.000 verkauften Tickets Rekorde brachen. 2009 begann er darauf aufbauend, großangelegte Theaterexperimente zu schaffen: „NOWHERE“ (2009) für die Neueröffnung des sanierten griechischen Nationaltheaters und „INSIDE“ (2011) für das Pallas Theater. 2012 entschloss er sich zu einer radikalen Reduktion seiner theatralen Mittel und entwickelte „PRIMAL MATTER“ für das Athens Epidaurus Festival; in dieser Produktion wirkte er zudem nach einer zehnjährigen Bühnenpause selbst als Performer mit. Auf derselben Suche nach Einfachheit schuf er „STILL LIFE“ (2014), die erste seiner Arbeiten, die durch Europa, Südamerika, Asien und Australien tourte. 2015 gestaltete er die Eröffnungszeremonie der ersten Europaspiele in Baku.
Die bisher von ihm geschaffenen 25 Werke – von großformatigen Spektakeln mit tausenden Performer*innen bis hin zu intimen Theaterstücken – wurden an verschiedensten Orten aufgeführt: von seinem Underground-Theater in einem besetzten Haus in Athen bis hin zur antiken Kultstätte Epidauros, von Olympiastadien bis hin zum Pariser Théâtre de la Ville, dem Teatro Olimpico in Vicenza, BAM in New York und in der ganzen Welt. 2017 inszenierte er „THE GREAT TAMER“, seine erste internationale Auftragsarbeit mit zehn Koproduzent*innen, darunter auch das Festival d’Avignon. „THE GREAT TAMER“ tourte zweieinhalb Jahre lang durch vier Kontinente, 23 Länder und 38 Städte und wurde bei insgesamt 112 Vorstellungen vor 90.000 Zuschauer*innen gespielt. Das Stück erhielt 2017 in Rom den Sonderpreis des Europäischen Theaterpreises, und Papaioannou wurde 2019 für den Olivier Award in der Kategorie „Herausragende Leistung Tanz“ nominiert.
2018 schuf Papaioannou das Stück „SINCE SHE“ für das Tanztheater Wuppertal Pina Bausch und war damit der erste Gastchoreograf, der dort ein abendfüllendes neues Stück erarbeitete. „SINCE SHE“ feierte im Mai 2018 in Wuppertal Premiere und wurde danach in Amsterdam, London, Athen, Paris und Catanzaro aufgeführt.
Seine zweite internationale Koproduktion „TRANSVERSE ORIENTATION“ hatte im Juni 2021 Premiere und wurde in mehr als 30 Städten der ganzen Welt gezeigt. Diese Produktion wurde 2022 in London für die Olivier Awards in der Kategorie „Beste neue Tanzproduktion“ nominiert. In seiner neuesten Arbeit „INK“ kehrt Papaioannou auch als Performer auf die Bühne zurück. „INK“ geht 2024 auf Welttournee.
Stand: August 2023