Claire Chase, die von der New York Times kürzlich als „the North Star of her instrument’s ever-expanding universe“ bezeichnet wurde, ist Musikerin, interdisziplinäre Künstlerin und Lehrerin. Sie widmet sich leidenschaftlich der Schaffung neuer Räume und Reservate für die Musik unserer Zeit und hat eine Vielzahl von Werken einer neuen Generation von Künstler*innen zur Uraufführung gebracht. Chase war die erste Flötistin, die mit einem MacArthur Fellowship ausgezeichnet wurde (2012) und die den Avery Fisher Prize des Lincoln Center for the Performing Arts erhielt (2017). Ihr wurden Ehrendoktorwürden vom Curtis Institute of Music und dem Cleveland Institute of Music verliehen.
2013 rief Chase das auf 24 Jahre angelegte Auftragsprojekt „Density 2036“ ins Leben, das die Literatur eines Vierteljahrhunderts für Soloflöte durch Auftragsarbeiten, Aufführungen, Aufnahmen, ein Education-Programm sowie ein frei zugängliches Archiv unter density2036.org neu belebt. Bis 2036 bringt Chase in jeder Saison ein neues Programm mit Auftragswerken zur Uraufführung, und zum Abschluss wird sie in einem 24-stündigen Marathon das gesamte im Rahmen des Projekts entstandene Repertoire präsentieren.
Chase ist Professorin im Fachbereich Musik an der Harvard University, wo sie Kurse zu zeitgenössischer Musik, interdisziplinärer Zusammenarbeit, Non-Profit-Organisationen im Kulturbereich und Community-Building mithilfe künstlerischer Praktiken gibt. Von 2016 bis 2019 war sie gemeinsam mit ihrem langjährigen Mitstreiter Steven Schick künstlerische Leiterin von „Ensemble Evolution“, einem Sommerintensivkurs im Banff Centre for Arts and Creativity in Kanada, der ein ganzheitliches Verständnis des*der Künstler*in als „global citizen“ fördern soll. Mittlerweile ist „Ensemble Evolution“ ein Projekt des International Contemporary Ensemble in Zusammenarbeit mit dem College of Performing Arts der New School in New York City. Von 2014 bis 2018 war Chase Fellow bei Project&, einer in Chicago ansässigen Organisation für soziale Gerechtigkeit, die von Jane M. Saks gegründet wurde. Gemeinsam mit Project&, dem Komponisten Marcos Balter und Regisseur Douglas Fitch realisiert Chase die Arbeit „Pan“, ein abendfüllendes Musikdrama für eine Flötistin und ein Ensemble aus Gemeindemitgliedern aller Altersgruppen, das Alex Ross vom The New Yorker als „art as grassroots action“ bezeichnete.
Als Studentin am Oberlin Conservatory of Music war Chase 2001 Mitbegründerin des International Contemporary Ensemble, das als „foremost new-music ensemble“ in den Vereinigten Staaten (The New Yorker) bezeichnet wird. Bis 2017 hatte sie die künstlerische Leitung inne und nahm als Ensemblemitglied an Aufführungs- und Bildungsprojekten auf fünf Kontinenten teil. Sie initiierte ein künstlerisch ausgerichtetes Organisationsmodell, welches der Gruppe 2010 den Trailblazer Award des American Music Center und 2014 den Ensemble of the Year Award von Musical America Worldwide einbrachte.
Zu ihren jüngsten Projekten gehören Aufführungen von Felipe Laras neuem Duo-Konzert für Chase und Esperanza Spalding mit dem Los Angeles Philharmonic und dem New York Philharmonic unter der Leitung von Susanna Mälkki, eine Zusammenarbeit mit dem ecuadorianischen Anthropologen Eduardo Kohn und Manari Ushigua, dem Waldschützer der Nación Sápara, für Pauline Oliveros’ „The Witness“ sowie Aufführungen von Liza Lims „Sex Magic“, einem abendfüllenden Solo für Kontrabassflöte, Elektronik und kinetisches Schlagzeug in der Londoner Queen Elizabeth Hall und der Akademie der Künste in Berlin. Chase ist Creative Associate an der Juilliard School sowie Kooperationspartner von Esa-Pekka Salonen und der San Francisco Symphony.
Chase wuchs in Leucadia in Kalifornien auf und hatte den Kindheitstraum, professionelle Baseballspielerin zu werden – bevor sie die Flöte entdeckte. Heute lebt sie in Brooklyn.
Stand: Januar 2023