Frédéric Chopin. Porträt von Louis-Auguste Bisson, ca. 1849 © Wikimedia Commons
Kein anderer großer Komponist hat sich so ausschließlich einem Instrument gewidmet wie Frédéric Chopin (1810-1849) dem Klavier. Werke für Klavier solo bilden den weit überwiegenden Hauptteil seines Œuvres, aber auch in allen anderen Kompositionen aus seiner Hand ist das Klavier beteiligt. Die beinahe bedingungslose Konzentration auf ein Instrument hat nicht zu einer klanglichen Verarmung seiner Musik, sondern im Gegenteil zu deren äußerster klanglicher Verfeinerung geführt. Mit seinem Schaffen hat Chopin dem Klavier ungeahnte Klangwelten und ganz neue Ausdrucksmöglichkeiten eröffnet. Dabei lässt der immense sinnliche Reiz seiner Musik im Verein mit ihrem oft improvisatorischen Gestus leicht übersehen, wie genau Chopin seine Kompositionen konstruiert hat.
Kindheit und Jugend verbrachte Chopin in Warschau, wohin seine Eltern, ein französischer Emigrant und eine Angehörige des niederen polnischen Adels, ein halbes Jahr nach der Geburt ihres Sohnes am 1. März 1810 gezogen waren. Chopins musikalisches Talent zeigte sich schon früh und bereits mit acht Jahren trat er als Pianist auf. Vertieften Unterricht in Komposition und Klavier erhielt Chopin ab 1822 am gerade gegründeten Warschauer Konservatorium. 1825 wurde Chopins erstes Werk gedruckt und 1827/28 entstanden seine Variationen über „La ci darem la mano“ aus Mozarts „Don Giovanni“, die Robert Schumann in der ersten Ausgabe seiner Neuen Zeitschrift für Musik mit den Worten „Hut ab, ein Genie!“ begeistert rezensierte. Nach erfolgreichen Konzerten in Warschau und Wien begab sich Chopin Ende 183o auf Reisen. Im Ausland erreichte ihn die Nachricht vom Warschauer Novemberaufstand gegen die russische Regierung, der 1815 auf dem Wiener Kongress die Herrschaft über Polen zugesprochen worden war. Nach der Niederschlagung des Aufstandes im folgenden Jahr entschloss sich Chopin, nicht in seine Heimat zurückzukehren, sondern nach Paris zu gehen.
Dieser Entschluss erwies sich als wegweisend. Nach seinem mit Begeisterung aufgenommenen ersten Pariser Konzert am 26. Februar 1832 wurde Chopin rasch zum Liebling der adeligen Salons und in den Kreisen polnischer Exilanten. Er ließ sich dauerhaft in Paris nieder, verkehrte freundschaftlich mit vielen bedeutenden Musikern und Schriftstellern und veröffentlichte in schneller Folge zahlreiche Kompositionen. Immenser Beliebtheit erfreute sich Chopin in der Pariser Aristokratie auch als Klavierlehrer. Im Laufe der Zeit unterrichtete er beinahe 150 Klavierschüler mit einem teils herausragenden technischen Niveau.
Die Einnahmen als Lehrer erlaubten es Chopin, der solistische Auftritte nie besonders gern absolviert hatte, sich 1835 vom Konzertpodium zurückzuziehen. Im Rahmen privater Salons trat er allerdings auch weiterhin auf. Chopins Leben begann nun allmählich, einen festeren Rhythmus anzunehmen. Die Sommermonate verbrachte er am Meer oder auf dem Land, wo er sich dem Komponieren widmen konnte, den Rest des Jahres in Paris, wo er unterrichtete und in den Salons verkehrte. Im Frühjahr 1838 begann er eine skandalumwitterte Liebesbeziehung mit der Schriftstellerin George Sand, die im Juli 1847 mit einem Zerwürfnis endete. Als im Gefolge der Revolution des Jahres 1848 Chopins adelige Gönner aus Paris flüchteten, ging er für sieben Monate nach England, wo er wie gewohnt unterrichtete und in den adeligen Salons konzertierte. Von den Strapazen der Reise konnte sich Chopin, dessen Gesundheit schon seit Ende der 1830er Jahre beeinträchtigt war, nicht mehr erholen. Er starb am 17. Oktober 1849 in Paris.