Einojuhani Rautavaara © Laivakoira2015 / CC BY-SA 4.0
Der Finne Einojuhani Rautavaara (1928 – 2016) ist ein Komponist mit vielen Gesichtern. In einer beispiellos langen Schaffenszeit von sieben Dezennien zwischen 1946 und 2016 hat er ein umfangreiches und vielgestaltiges musikalisches Œuvre hinterlassen, das sich auf keinen einheitlichen Begriff bringen lässt. In seinem bekanntesten Werk, „Cantus Articus“, integriert er etwa Tonaufnahmen des Gesangs arktischer Vögel in eine Klanglandschaft, die mal an Jean Sibelius, mal an Olivier Messiaen erinnert. In anderen Orchesterwerken, die Rautavaaras ebenso opulenter wie differenzierter Klangfantasie besonders entgegenkommen, lässt sich dagegen der Einfluss von Anton Bruckner oder Igor Strawinsky vernehmen. Daneben spielen in vielen Werken reihentechnische Verfahren nach dem Vorbild etwa Alban Bergs eine wichtige konstruktive Rolle. Das Nebeneinander verschiedener stilistischer Orientierungen wich erst in Rautavaaras späterem Schaffen einer allgemeineren Tendenz: Ungefähr seit den späten 1980er Jahren dominiert in Rautavaaras Schaffen ein neoromantischer Tonfall, der allerdings auch schon in verschiedenen Stücken der 1960er Jahre bemerkbar war.
Rautavaara wuchs in Helsinki auf, wo sein Vater als Kantor und Sänger tätig war. Nach dem vorzeitigen Tod seiner Eltern studierte er zunächst in seiner Heimatstadt und erhielt bereits 1953 einen amerikanischen Kompositionspreis für „A Requiem in Our Time“ für Blechbläser. Mit einem auf Empfehlung von Jean Sibelius zuerkannten Stipendium konnte Rautavaara 1955/56 in New York studieren und Kurse bei Roger Sessions und Aaron Copland besuchen. Daneben war die Begegnung mit dem aus Russland stammenden Komponisten Wladimir Vogel im Jahr 1957 prägend für Rautavaaras Entwicklung. Seit den 1970er Jahren galt Rautavaara als eine führende Stimme unter den Komponisten Skandinaviens. Seine undogmatische Musikanschauung hat er in einer einflussreichen Lehrtätigkeit unter anderem als Professor an der Sibelius-Akademie in Helsinki weitergegeben. Zu seinen bekanntesten Schülern gehören Markus Lindberg und Esa-Pekka Salonen.
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Stand: Februar 2024