
Der Musiker und Fluxus-Künstler Benjamin Patterson wurde am 29. Mai 1934 in Pittsburgh, Pennsylvania geboren. Nach einem Kontrabass- und Kompositionsstudium an der University of Michigan war er zwischen 1957 und 1960 als Kontrabassist in den Orchestern von Halifax und Ottawa, Kanada, sowie im Orchester der 7. US-Armee in Stuttgart tätig, da zu dieser Zeit aufgrund seiner Hautfarbe eine Anstellung in einem US-amerikanischen Sinfonieorchester unmöglich war.
1960 zog er nach Köln, wo er Karlheinz Stockhausen traf und im Atelier von Mary Bauermeister unter anderem John Cage, David Tudor und Nam June Paik kennenlernte. In diesem künstlerischen Kontext entstanden in den Folgejahren Kompositionen wie „Duo for Voice and a String Instrument“, „Variations for Double-Bass“, „Septet from Lemons“ oder das berühmte „Paper Piece“, die heute zu den bedeutendsten Fluxus-Werken zählen. Über Nam June Paik kam Patterson auch mit George Maciunas in Kontakt, mit dem gemeinsam er 1962 die Wiesbadener Festspiele Neuester Musik, auch bekannt als erstes internationales Fluxus Festival, organisierte. Zusammen mit Maciunas, Paik, Emmett Williams, George Brecht, Dick Higgins und Joe Jones gilt Patterson als einer der sieben Begründer der Fluxus-Bewegung.
Nach einer kurzen Zwischenstation in Paris zog es Patterson 1963 wieder zurück in die USA, nach New York, um nach eigener Aussage „ein ganz normales Leben“ zu führen. In den folgenden Jahrzehnten arbeitete er unter anderem als General Manager beim Symphony of the New World Orchestra (1970–1972), als Assistant Director des Department of Cultural Affairs of New York City (1972–1974), als Leiter der Entwicklung für die Negro Ensemble Company (1982–1984) und als National Director der Pro Musica Foundation Inc. (1984–1986). Seit den 1980er-Jahren trat Patterson wieder vermehrt als Künstler international in Erscheinung, etwa beim Festorum Fluxorum 1982 in Wiesbaden, der São Paulo Biennale in den Jahren 1982 und 1983 sowie bei der Biennale in Venedig 1990. Seit 1988 lebte Patterson in Wiesbaden, wo er am 25. Juni 2016 starb. 2010 richtete das Contemporary Arts Museum Houston die erste umfassende Retrospektive Pattersons aus, die zwei Jahre später – als einzige Station Europas – im Nassauischen Kunstverein gastierte. Im Jahr nach seinem Tod war er mit seiner 2016 konzipierten und posthum realisierten Installation „When Elephants Fight, It Is the Frogs That Suffer“ bei der documenta 14 in Athen und Kassel vertreten.
Stand Januar 2022