Marin Marais

Dem Komponisten und Gambenvirtuosen Marin Marais (1656–1728) gelang ein ungewöhnlicher Aufstieg, der den Sohn eines Pariser Schusters nach Versailles an den Hof Ludwigs XIV. führte. Mit elf Jahren wurde Marais Chorknabe an einer großen Pariser Kirche, wo er eine umfassende und gründliche Ausbildung erhielt. Nach dem Stimmbruch aus dem Chor entlassen, konzentrierte er sich ab 1672 auf das Spiel der Viola da Gamba und wurde nach einigen Jahren als Gambist in das von Jean-Baptiste Lully geleitete Orchester der Pariser Operá aufgenommen. Lully förderte den jungen Musiker nach Kräften und gab Marais Kompositions- und Dirigierunterricht. In der Folge entwickelte sich Marin zum wichtigsten Gambisten seiner Zeit, der dem Instrument neue Spieltechniken und neue Klang- und Ausdrucksregionen erschloss, gab Konzerte und wurde Gambiste de la chambre du Roi. In Marais‘ kompositorischem Schaffen bildet die Musik für die Viola da Gamba und für Gambenensembles mit Tanzsätzen und verschiedenen, oft eminent phantasiereich gestalteten freien Formen den Schwerpunkt. Einen weiteren Schaffenszweig bildet ab 1693 die Tragédie lyrique, die zeittypische französische Form der Oper.