Der italienische Komponist Giovanni Pierluigi da Palestrina (vermutlich 1525–1595) ist der Inbegriff des strengen Kontrapunkts, genauer der kontrapunktisch verfassten katholischen Kirchenmusik an der Schwelle zur neuzeitlichen Dur-Moll-Tonalität. Seine kompositorische Schreibweise ist wie keine andere auf Gleichgewicht, Balance und Ebenmaß gerichtet. Hier begegnet kein Intervallsprung, der nicht nachträglich ausgefüllt wird, keine Stimme bleibt ohne Gegengewicht, keine Dissonanz ohne Auflösung. Die resultierende Strenge dieses Stils hat ihn als ein ideales Modell für den Kompositionsunterricht erscheinen lassen, und so haben Generationen von Komponist*innen, vermittelt durch verschiedene Lehrbücher, im Palestrinastil zu schreiben gelernt.
Palestrina erhielt seine musikalische Ausbildung an der Kirche Santa Maria Maggiore in Rom und übernahm 1544 die Verantwortung für die Musik an der Hauptkirche seines Geburtsorts Palestrina im Umland Roms. Aber bald schon erhielt er größere Aufgaben in Rom selbst. 1555 war Palestrina für kurze Zeit Sänger in der Sixtinischen Kapelle, übernahm dann die Leitung der Kirchenmusik an verschiedenen bedeutenden römischen Kirchen, bis er 1571 schließlich endgültig an den Petersdom zurückkehrte. Palestrinas umfangreiches Schaffen umfasst fast ausschließlich Geistliche Musik und verkörpert mit seinen Zielen der Einfachheit, Textverständlichkeit und Erhabenheit exemplarisch die Ziele der Gegenreformation.
Stand: September 2021