
Mark Andre © Kathrin Schander
Der 1964 in Paris geborene Komponist Mark Andre schafft in seiner Musik existenzielle Erfahrungsräume, die von subtilen Veränderungsprozessen geprägt sind. Im Zentrum seines Denkens steht die Frage nach dem Entschwinden, die sich auf alle musikalischen Parameter wie Klang, Form und Sujet bezieht. In seinen ebenso feinen wie konzentrierten Kammermusiken und in seinen Orchester- und Musiktheaterwerken erweist sich der gläubige Protestant als sensibler Klangforscher. Mark Andre hat nach seinem Studium in Frankreich unter anderem bei Gérard Grisey in Deutschland eine neue musikalische Heimat gefunden. Seine Begegnung mit der Musik von Helmut Lachenmann, dessen Partitur für das Klavierkonzert „Ausklang“ ihm eher zufällig in die Hände geraten war, beschreibt er als Offenbarung. In der Folge absolvierte er ein weiterführendes Kompositionsstudium bei Lachenmann in Stuttgart sowie ein Studium der Musikelektronik bei André Richard im Experimentalstudio des SWR. Schon bald wurde er mit Stipendien und Preisen wie dem Kranichsteiner Musikpreis (1996), dem 1. Preis des Internationalen Kompositionswettbewerbs Stuttgart (1997) und dem Kompositionspreis der Oper Frankfurt (2001) ausgezeichnet; seit 1998 lehrt er regelmäßig als Dozent bei den Darmstädter Ferienkursen. 2002 erhielt er den Förderpreis der Ernst von Siemens Musikstiftung, und 2005 ging er als Teilnehmer des Künstlerprogramms des DAAD nach Berlin, wo er seitdem lebt.
Besondere Aufmerksamkeit wurde Mark Andre 2004 für die Uraufführung seines dreiteiligen Musiktheaterwerks „...22,13...“ bei der Münchener Biennale zuteil. Ähnlich wie der Titel dieses Werkes, der sich auf eine Textstelle im Johannes-Evangelium bezieht, verweist auch der Name seines 2007 komplettierten Triptychons für Orchester auf ein religiöses Thema: In „...auf...“ erforschte Mark Andre den Aspekt des Übergangs in der Auferstehung Christi. Mark Andres erste Oper „wunderzaichen“ wurde unter der Leitung von Sylvain Cambreling zu einem Höhepunkt der Stuttgarter Opernsaison 2013/14 und war dort 2018 in einer revidierten Fassung wieder zu sehen. Zu den wichtigen Werken des letzten Jahrzehnts gehört das Klarinettenkonzert „über“, geschrieben für Jörg Widmann und das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg, bei den Donaueschinger Musiktagen mit dem Orchesterpreis ausgezeichnet.
Die Saison 2024/25 startete mit der Uraufführung von „...selig ist...“ für Klavier und Elektronik bei den Donaueschinger Musiktagen. „Vier Stücke für Ensemble“ werden vom oesterreichischen ensemble fuer neue musik im Mozarteum Salzburg uraufgeführt. Eine Neufassung der „Sieben Stücke für Streichquartett“ erklingt beim Festival Acht Brücken mit dem Kuss Quartett, ehe im Rahmen der BR-Reihe musica viva in München ein neues Stück für Orgel und Kontrabass mit Stephan Heuberger und Frank Reinecke zu Gehör kommt. Bei den Pfingstfestspielen Baden-Baden steht das als Hommage an Pierre Boulez komponierte kurze Orchesterstück „Im Entfalten“ mit dem SWR Symphonieorchester auf dem Programm.
Mark Andre ist Mitglied der Akademie der Künste Berlin, der Sächsischen Akademie der Künste sowie der Bayerischen Akademie der Künste und wurde 2011 mit dem Orden Chevalier des Arts et des Lettres ausgezeichnet. 2012 war er Fellow des Wissenschaftskollegs zu Berlin. Er lehrt Komposition an der Musikhochschule in Dresden.
Stand: Februar 2025