
Olly Wilson (1937–2018) war eine der führenden Stimmen der afroamerikanischen Avantgarde in den USA. In seinen Werken gelang ihm eine überzeugende Integration von Elementen afrikanischer Musik in eine avantgardistische Klangwelt. Gleichzeitig war Wilson auch ein Pionier der elektronischen Musik. Neben der klassischen europäischen Tradition bildete der Jazz mitsamt eigener Erfahrungen als Jazzpianist und Kontrabass-Spieler seinen musikalischen Hintergrund.
Wilson studierte Komposition in St. Louis und an den Universitäten in Illinois und Iowa. Von 1960 bis 1970 lehrte er für jeweils fünf Jahre in Florida und am Oberlin College, wo er ein Studio für elektronische Musik gründete. Kurz danach erhielt Wilson einen Kompositionspreis für die elektronische Komposition „Cetus“. 1970 ging er als Dozent an die renommierte University of California in Berkeley und unterrichtete hier in verschiedenen Funktionen bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2002. Ein Stipendium der Guggenheim-Stiftung im Jahr 1971 ermöglichte ihm einen Forschungsaufenthalt in Ghana, aus dem verschiedene wissenschaftliche Studien hervorgingen, der aber auch künstlerisch inspirierend war.
Parallel zu seiner akademischen Laufbahn entwickelte sich Wilsons Anerkennung als Komponist, die an Preisen und Stipendien wichtiger Institutionen ebenso ablesbar ist wie an Kompositionsaufträgen bedeutender amerikanischer Orchester in Houston, San Francisco, New York, Boston und Chicago und dem Einsatz von Dirigenten wie Seiji Ozawa für sein Schaffen. 1995 wurde Wilson in die American Academy of Arts and Letters gewählt, eine der höchsten Auszeichnungen für einen amerikanischen Komponisten. Er starb am 12. März 2018.
Stand: April 2025