Giuseppe Verdi

Giuseppe Verdi © Wikemedia Commons

Giuseppe Verdi

Wer an die italienische Oper im 19. Jahrhundert denkt, denkt fast automatisch an Giuseppe Verdi (1813–1901), so sehr hat sein Schaffen die ganze Kunstform geprägt. In seinen Werken finden dramatische Handlung und Musik zu einer unauflöslichen Einheit. Aus diesem Zusammenwirken erwächst die überwältigende Wirkungskraft und Ausdrucksintensität seiner Opern. So unstreitig die Oper im Zentrum von Verdis Schaffen steht, darf man dieses doch nicht ganz auf diese Kunstform, denn mit dem „Streichquartett“, dem „Requiem“ und den „Quatri pezzi sacri“ hat er auch auf anderen Feldern bedeutende Meisterwerke hinterlassen.

Giuseppe Verdi stammt aus einem ländlich-dörflichen Milieu. Er wurde am 9. Oktober 1812 in Roncole in der Nähe von Busseto in Oberitalien geboren, wo seine Eltern eine Gastwirtschaft betrieben. In Roncole und ab 1823 in Busseto erhielt Verdi Musikunterricht von den örtlichen Lehrern und Kirchenmusikern, die ihren Schützling schon früh zum Orgelspiel im Gottesdienst herangezogen. Die großzügige Unterstützung eines wohlhabenden Mäzens aus Busseto, Antonio Barezzi, ermöglichte es Verdi, seine Ausbildung ab 1832 in Mailand fortzusetzen. Hier kam Verdi zum ersten Mal mit der Oper in Berührung. Zurück in Busseto heiratete er 1836 die Tochter seines Gönners und bereitete die Uraufführung seiner ersten Oper „Oberto“ vor, die 1839 an der Mailänder Scala zum ersten Mal gegeben wurde. Der Erfolg war so groß, dass Verdi sogleich den Auftrag für eine weitere Oper bekam.

Dem so hoffnungsvollen Beginn als Opernkomponist folgte eine tiefe Krise. Nach dem Tod seiner Frau im Sommer 1840 und einem Fiasko seiner neuen Oper dachte Verdi ernsthaft daran, das Komponieren ganz aufzugeben. Es gelang ihm jedoch, sich mit der Komposition von „Nabucco“ aus dieser Krise zu befreien. Die Uraufführung des Werkes im März 1842 geriet zu einem überwältigenden Erfolg und brachte Verdi den künstlerischen Durchbruch als Komponist. Es folgten nahezu zwei Jahrzehnte unablässiger, angestrengter Arbeit – Verdi sprach in der Rückschau von seinen „Galeerenjahren“ – in denen er fast jedes Jahr eine neue Oper schuf. Dabei weitete sich sein Gesichtskreis zunehmend. Immer auf der Suche nach neuen Opernstoffen nahm Verdi lebhaft Anteil an der literarischen Romantik und ließ sich von den Entwicklungen der Pariser Großen Oper anregen. Den unumstrittenen Höhepunkt dieser Schaffensphase bilden die Jahre 1851 bis 1853, in denen Verdi mit „Rigoletto“, „Il Trovatore“ und „La Traviata“ drei Werke schuf, die bis heute zum Kernbestand jedes Opernhauses gehören.

Die Stellung eines Opernkomponisten wurde von Verdi grundlegend verändert. Im älteren Opernbetrieb war der Komponist ein Handwerker unter anderen, der seinen Anteil am Zustandebringen eines neuen Stückes erbrachte. Verdi hingegen begriff sich als unabhängigen Schöpfer seiner Werke, dem andere, vom Librettisten bis zum Dirigenten, einen oft genau umrissenen Dienst zu erbringen hatten. Ähnlich umstürzlerisch verhielt er sich in finanziellen Dingen. Während es für einen Komponisten üblich war, seine Partituren direkt an einen Auftraggeber zu verkaufen, überließ Verdi einem Theater lediglich die Uraufführungsrechte und nahm die weitere Verwertung zusammen mit seinem Verleger Giulio Ricordi selbst in die Hand. An den Klavierauszügen und den weiteren Aufführungen seiner in ganz Europa populären Opern konnte Verdi so ein Vielfaches von dem verdienen, was selbst für einen Meister wie Rossini einst denkbar gewesen war. Unkonventionell und seiner Zeit weit voraus war Verdi auch in seinem Privatleben. Mit der Sängerin Giuseppina Strepponi, die 1842 an der Uraufführung von „Nabucco“ beteiligt war, lebte er zwölf Jahre lang ohne offizielle Legitimation zusammen, ehe die beiden 1859 heirateten.

In den 1860er Jahre verlangsamte sich Verdis Arbeitstempo deutlich. Er war inzwischen eine Berühmtheit und konnte es sich leisten, nur noch die besten Opernhäuser Europas mit Uraufführungen zu betrauen. Neben dem künstlerischen Schaffen widmete er sich der Bewirtschaftung seines Landgutes in Sant’Agata in der Nähe seines Geburtsortes, engagierte sich für die italienische Unabhängigkeitsbewegung und ließ sich als Abgeordneter in das erste italienische Parlament wählen. Mit zwei großartigen Alterswerken, „Otello“ und „Falstaff“, die 1887 und 1893 uraufgeführt wurden, gelang es Verdi, seinem Schaffen noch neue, ungeahnte Seiten hinzuzufügen. Am 27. Januar 1901 starb der Komponist hoch betagt in Mailand.

Stand: Juni 2017