Claude Debussy

Claude Debussy © av Félix Nadar

Claude Debussy

Ein Musikstil der Freiheit war Claude Debussys (1862 – 1918) künstlerisches Ideal. Ihm schwebte eine Musik vor, die in ihrem Verlauf Ausdruck individueller schöpferischer Spontaneität ist, eine Musik, deren einzelne Wendungen „durch ein geheimnisvolles Band und die Gabe lichtvoller Hellsicht“ verbunden sind, wie Debussy am Beispiel Mussorgskys ausführte. Dabei ließ er sich oft von bildlichen Vorstellungen leiten, die auf eine charakteristische Weise vage und flüchtig sind, wie dem Spiel der Meereswellen oder dem Eindruck ziehender Wolken. Die spezifische Ungreifbarkeit solcher Sujets korrespondiert mit Debussys ästhetischer Grundüberzeugung, Musik sei „für das Unaussprechliche gemacht“. Mit dieser künstlerischen Position ist Debussy zu einem der Gründerväter der Musik des 20. Jahrhunderts geworden.

Anders als die meisten großen Komponisten stammt Debussy aus musikfernen, kleinbürgerlichen Verhältnissen. Erst musikalische Unterweisungen einer Tante während eines Ferienaufenthalts führten dazu, dass er ab 1870 professionellen Klavierunterricht bekam. Mit zehn Jahren bestand Debussy die Aufnahmeprüfung am Pariser Conservatoire national supérieur de musique et de danse. Trotz mancherlei Schwierigkeiten – Debussy war lebenslang ein ausgeprägter Individualist mit dem zweifelhaften Talent, anzuecken und selbst enge Freunde vor den Kopf zu stoßen – wurde ihm schließlich 1884 der Prix de Rome zuerkannt, die höchste Auszeichnung, die im französischen Musikleben für einen jungen Komponisten zu vergeben war. Dennoch musste er sich lange Zeit, so gut es ging, mit musikalischen Gelegenheitsjobs über Wasser halten. Ein künstlerischer Durchbruch, wenn auch noch ohne greifbaren Erfolg, gelang ihm mit dem zwischen 1891 und 1894 entstandenen, berühmten „Prélude à l’après-midi d’un faune“.

Das alles entscheidende Werk seiner Karriere war die Oper „Pelléas et Mélisande“, an der Debussy mit langen Unterbrechungen von 1893 bis kurz vor der Premiere im Frühjahr 1902 arbeitete. Die Oper war sofort ein Erfolg und wurde als ein Schlüsselwerk erkannt, das einen neuen Weg des Komponierens wies. Hier gab es eine Musik von unvergleichlich sinnlichem Reiz, in der Klänge und Farben die thematischen Vorgänge nicht bloß begleiteten, sondern ihren Wert in sich trugen. Der Erfolg seiner Oper „Pelléas“ machte Debussy schlagartig zu einem gefragten Komponisten. Trotz dieser Bestätigung in der Öffentlichkeit musste er auch jetzt noch schöpferische Krisen durchleben. Neben Meisterwerken wie „La Mer“ oder den „Préludes“ für Klavier steht so eine große Zahl abgebrochener Projekte. 

Die Kompositionen der letzten Jahre ab etwa 1912 zeigen neue Facetten in Debussys Schaffen. Seine Musik erhielt nun einen Zug ins Abstrakte und erstmals seit seiner Jugend wandte er sich wieder der Kammermusik zu. Das Jahr 1915, in dem unter anderem die „Douze Etudes“ für Klavier entstanden, zeigte noch einmal einen kreativen Höhenflug. Die Krebserkrankung, an der Debussy schon seit 1909 litt, sollte sich nicht mehr nachhaltig bessern. Er starb im März 1918 in Paris.

Stand: Februar 2025