Bill Ham

Bill Ham wurde 1932 in Greenville, Mississippi, geboren und schloss sein Studium der Bildenden Künste 1954 an der University of Houston ab. Noch im selben Jahr wurde er von der US-Armee eingezogen und leistete bis 1956 seinen Militärdienst. Während seiner Stationierung in Deutschland ließ Ham sich beurlauben, um Europa zu bereisen und die großen Kunstmuseen in London, Paris, Madrid, Rom und Berlin zu besuchen. 1958 wechselte er seinen Wohnsitz nach San Francisco und besuchte dort kurzzeitig die Academy of Art University. Zwei Jahre später zog er in die Pine Street und fing an, sich mit diversen künstlerische Ausdrucksformen und unterschiedlichen Materialien, unter anderem mit Ölfarbe, Holzassemblagen oder Metallen wie Blei, auseinanderzusetzen. 1964 begann Ham, unter der Verwendung von Overheadprojektoren, erstmals mit projizierten Bilderwelten zu experimentieren. Dabei erweiterte er seinen abstrakten Expressionismus um die Elemente der Kinetik, des Maßstabs und der Zeit. Diese Kunst ermöglichte eine neue Beziehung zwischen Rezipient*innen und Künstler, bei der beide Seiten eine unmittelbare Erfahrung in Echtzeit teilen: Die Komposition von Bildern, ihre Ausführung und Präsentation finden hier simultan statt. Während dieser Schaffensphase, im Juni 1965, entstand auch seine kinetische Lichttafel für den Red Dog Saloon in Virginia City, Nevada. Ein Jahr später, 1966, fand Hams erstes öffentliches Lichtshow-Konzert unter dem Titel „Vision in Motion“ in San Francisco statt. Ende 1966 kreierte er die „Avalon Ballroom Rock Dance Light Shows“, welche die psychedelische Bewegung der 1960er-Jahre maßgeblich prägten. Unter dem Namen „Light Sound Dimension Theater Gallery“ gründete Ham ein einzigartiges Licht-Klang-Theater, das, in der Innenstadt San Franciscos verortet, über die nächsten eineinhalb Jahre sowohl als Performancestätte als auch als Galerie genutzt wurde. Neben Hams wöchentlichen Aufführungen präsentierten dort verschiedene Künstler*innen, unter anderem die Kyushu Group aus Japan, Vertreter*innen der Zap Comix-Reihe und Pat McFarlin ihre Arbeiten. Später zog Ham nach Europa, um dort neue Möglichkeiten zu erkunden: Er lebte die nächsten drei Jahre in Frankreich, unweit von Genf, in einem traditionellen alpinen Scheunenhaus. Von dort aus unternahm er Reisen, um seine Arbeiten in Europa zu präsentieren. Seine erste europäische Ausstellung fand 1971 im Museum of Modern Art in Paris statt. Weitere Shows folgten in diversen Konzerthallen, Universitäten und auf Festivals. Mit dem Ziel, seine projizierten Bilderwelten weiterzuentwickeln, richtete er sich 1973, zurück in San Francisco, ein Studio ein. In den nächsten Jahren nahm Ham an den „Tribal Stomp“-Konzerten im Greek Theatre der UC Berkeley und den Monterey Fairgrounds teil. Weitere Veranstaltungsorte, an denen Ham mit seinen Lichtshows gastierte, waren unter anderem das Herbst Theater und die Grace Cathedral in San Francisco. In den 1990er-Jahren setzte Ham seine Studio-Sessions fort. In den 2000er-Jahren begann er mit den digitalen Aufzeichnungen seiner Light-Paintings, die von Emi Ito archiviert worden sind und Bildmaterial für Hams DVDs lieferten. Jene Mitschnitte seiner Light-Paintings ermöglichten es, seine projizierte Kunst erstmals auch außerhalb eines Live-Settings zu erleben. Im Jahr 2017 schuf Ham, mit Unterstützung von Emi Ito, eine Installation für die „The Summer of Love Experience“- Ausstellung im de Young Museum in San Francisco. Bei der Installation handelte es sich um eine raumhohe 360-Grad-Darstellung von Hams Liquid-Lightshows, die 2019 auch in Berlin im Rahmen der Ausstellung „Summer of Love“ im PalaisPopulaire zu erleben war.