Das im Jahr 1900 gegründete Philadelphia Orchestra ist eines der traditionsreichsten Orchester Amerikas. In seiner über hundertjährigen Geschichte standen nur sieben Dirigenten an der Spitze des Orchesters. Zwei von ihnen stechen dabei besonders heraus: Leopold Stokowski und Eugene Ormandy. Stokowski leitete das Orchester von 1912 bis 1941 und legte den Grundstein der künstlerischen Qualität des Ensembles. In den fast 30 Jahren seiner Amtszeit gelangten viele bedeutende Werke in Philadelphia zu ihrer amerikanischen Erst- oder Uraufführung, darunter Mahlers 8. Symphonie (die so genannte Symphonie der Tausend), Strawinskys Le Sacre du Printemps, Schönbergs Gurre-Lieder, Rachmaninoffs Symphonische Tänze und Barbers Violinkonzert. Eugene Ormandy leitete das Orchester von 1936 zunächst zusammen mit Stokowski, nach dessen Ausscheiden 1941 dann in alleiniger Verantwortung bis 1980. Unter Ormandys Stabführung entstanden dann vor allem auch zahlreiche Maßstab setzende Schallplattenaufnahmen. 2008 wurde Charles Dutoit, der mit dem Orchester seit 1980 kontinuierlich zusammengearbeitet hatte, Chefdirigent des Philadelphia Orchestra. Auch für die nähere Zukunft ist bereits geplant. In der Saison 2012/13 wird Yannick Nézet-Séguin, der schon heute dem Leitungsteam des Orchesters angehört, Dutoit nachfolgen. Dutoit seinerseits wird vom Philadelphia Orchestra mit dem Titel seines Ehrendirigenten ausgezeichnet werden.
In der von September bis Mai dauernden Wintersaison nutzt das Philadelphia Orchestra das Kimmel Center for the Performing Arts für seine verschiedenen Konzertreihen. Das Sommerprogramm umfasst Open-Air-Konzerte im Mann Center for the Performing Arts und kostenlose Neighborhood Concerts im Großraum Philadelphia. Daneben tritt es in jedem Jahr in der New Yorker Carnegie Hall auf und veranstaltet eine dreiwöchige Residency im Saratoga Performing Arts Center im Bundesstaat New York. Ein fester Bestandteil der Arbeit des Orchesters sind Auftritte in anderen Musikmetropolen Amerikas und weltweite Konzertreisen. Dabei hat das Philadelphia Orchestra mehrfach Geschichte geschrieben. So war es 1949 das erste amerikanische Orchester, das nach dem Zweiten Weltkrieg wieder ein Konzert in Europa gab. 1973 ist es als erstes amerikanisches Orchester in der Volksrepublik China aufgetreten. In der letzten Saison führte eine begeistert aufgenommene Tournee das Orchester mit Konzerten in China, Japan und Korea wieder nach Asien. In Berlin war das Philadelphia Orchestra zuletzt 2006 auf Einladung des musikfest zu hören.
Besonders innovativ ist die Medienarbeit des Orchesters. Noch in Stokowskis Zeiten legte das Philadelphia Orchestra 1925 als erstes Orchester eine elektrische, also nicht mehr mit einem Aufnahmetrichter, sondern mit einem Mikrophon aufgenommene Schallplatte vor, gestaltete 1929 die erste eigene kommerziell finanzierte Radiosendung und trat als erstes Symphonieorchester in einem Spielfilm auf (»The Big Broadcast of 1937«). Die Reihe dieser Pionierleistungen reicht bis in unsere Zeit. So stellte das Philadelphia Orchestra 1997 als erstes international bedeutendes Orchester die Live-Übertragung eines Konzertes ins Internet und begann im Jahr 2006 als erstes amerikanisches Orchester, Konzertmitschnitte über eine eigene Website zu vertreiben. Inzwischen sind die Downloads des Orchesters bei großen kommerziellen Anbietern erhältlich.
Stand: September 2011