schwarzweißes Porträt von Emanuel Gat

Emanuel Gat © Jubal Battisti

Emanuel Gat

Emanuel Gat wurde 1969 in Israel geboren. Nach seinem Militärdienst schrieb er sich an der Rubin Academy of Music in Tel Aviv ein, um seine musikalische Praxis weiterzuentwickeln. Mit dem Tanz kam er im Alter von 23 Jahren zum ersten Mal in Berührung, als er an einem Workshop des israelischen Choreografen Nir Ben Gal teilnahm. Nur wenige Monate später schloss er sich der Liat Dror Nir Ben Gal Company an, mit der er zwei Arbeiten realisierte und an internationalen Gastspielen teilnahm. 1994 begann er, als freier Choreograf zu arbeiten.

In den folgenden zehn Jahren entwickelte Gat einen einzigartigen und sehr persönlichen Ansatz bei der Choreografie und Produktion von Tanzstücken. Durch vielzählige Projekte, Kooperationen und Entwicklungsprozesse legte er das Fundament für seine künstlerische Vision und die Grundlagen für seine zukünftigen Arbeiten.

Seit der Gründung seiner Company Emanuel Gat Dance am Suzanne Dellal Centre in Tel Aviv im Jahr 2004 schuf der Choreograf ein vielseitiges Repertoire. Die ersten Arbeiten für die Company wurden noch im gleichen Jahr kreiert: „Winter Voyage“ zur Musik von Franz Schubert und „The Rite of Spring“, seine ganz eigene Version des Meisterwerks von Igor Strawinsky, für deren Aufführung er beim Lincoln Center Festival 2006 in New York mit einem Bessy Award für die beste Choreografie ausgezeichnet wurde. Nach den Arbeiten „K626“ (2006) und „3for2007“ (2007) ließ sich Emanuel Gat in Frankreich nieder.

„Silent Ballet“ (2008) war das erste Stück, das er in Frankreich produzierte, gefolgt von „Winter Variations“ (2009) und „Brilliant Corners“ (2011), für das er auch die Musik komponierte. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Emanuel Gat Dance Company bereits internationales Renommee erlangt und zeigte ihre Stücke weltweit mit großem Erfolg.

2013 wurde Emanuel Gat zum Associated Artist des Montpellier Danse-Festivals ernannt, in dessen Rahmen er die Arbeiten „The Goldlandbergs“ und „Corner Etudes“ realisierte und mit einer Fotoinstallation sein Debüt als Fotograf gab. 2014 produzierte er „Plage Romantique“ und 2016 kam es für das Stück „SUNNY“ zu einer Zusammenarbeit mit dem Musiker Awir Leon.

In einer einzigartigen Zusammenarbeit mit dem Ballet de l’Opéra de Lyon entstanden die Projekte „TENWORKS“, ein Programm aus zehn kurzen Stücken, in denen Tänzer*innen beider Ensembles mitwirkten, und „DUOS“, eine Reihe von ortsspezifischen Duetten, die in Museen und im Stadtraum gezeigt wurden. 2018 wurde Gat Hauschoreograf am Théâtre National de Chaillot in Paris; zur gleichen Zeit arbeitete er mit dem renommierten Ensemble Modern aus Frankfurt am Main zusammen und präsentierte beim Festival d’Avignon das Stück „Story Water“ auf dem Cour d’Honneur du Palais des papes, einem der herausragenden Spielorte weltweit. An diesem Stück zu Musik von Pierre Boulez wirkten neben 12 Tänzer*innen und 13 Musiker*innen Rebecca Saunders sowie Emanuel Gat selbst mit.

In den letzten 25 Jahren wurden Gats Arbeiten an den wichtigsten Spielorten und auf Tanzfestivals in aller Welt gezeigt, getanzt von einer starken und diversen Gruppe von langjährigen künstlerischen Mitstreiter*innen. Neben seiner choreografischen Arbeit gestaltet Gat das Beleuchtungsdesign all seiner Stücke selbst und macht es auf diese Weise zu einem integralen Bestandteil seines künstlerischen Prozesses.

Seit einigen Jahren entwickelt Gat zudem eine fotografische Praxis und zeigt neben seinen Bühnenarbeiten aufwendige Fotoinstallationen mit Bildern, die von Stücken seines Repertoires inspiriert wurden.

2020, mitten in der Pandemie, kreierte Gat „LOVETRAIN2020“, ein Stück für 14 Tänzer*innen zur Musik von Tears for Fears. Die Premiere fand zwischen zwei Lockdowns statt, wurde vom Publikum mit Begeisterung aufgenommen und erhielt den Preis für das beste Tanzstück des Jahres vom Verband der französischen Theater-, Musik- und Tanzkritik. Derzeit arbeitet Gat mit l’Arsenal – Cité musicale-Metz zusammen, wo er eine Arbeit zu Puccinis Oper „Tosca“ unter dem Titel „Act II&III or the Unexpected Return of Heaven and Earth“ entwickelte. Aktuell bereitet er ein Projekt zu Wagners „Wesendonck-Liedern“ für die Salzburger Osterfestspiele 2023 vor.

Emanuel Gat wird regelmäßig von Tanzensembles und -institutionen eingeladen, Stücke zu entwickeln oder einzustudieren. In Frankreich arbeitete er bereits mit dem Ballett der Pariser Oper, dem Ballett der Opéra national du Rhin, dem Ballet national de Marseille, dem Ballet de Lorraine und dem Ballet de l’Opéra du Lyon zusammen. Außerdem schuf er als Gast Choreografien für renommierte internationale Tanzensembles, darunter Sydney Dance Company, Tanztheater Bremen, Candoco Dance Company, Ballet du Grand Théâtre de Genève, L.A. Dance Project , Czech National Ballet, Royal Swedish Ballet, Polish National Ballet, Cedar Lake (NY), Ballet BC, Scottish Dance Theater und Staatsballett Berlin.

Im Laufe seiner Karriere entwickelte Emanuel Gat ein reichhaltiges methodisches Instrumentarium und einen eigenen pädagogischen Ansatz bei der Entwicklung seiner Stücke. Er ist ein gefragter Dozent und arbeitet mit den führenden Tanzakademien und -institutionen zusammen. Daneben bietet er mit Emanuel Gat Dance jungen Tänzer*innen und Choreograf*innen regelmäßig Gelegenheiten, sich in Hospitanzen, Workshops und Meisterklassen eingehend mit seiner Praxis auseinanderzusetzen.

Stand: November 2022