Bernard Parmegiani

Bernard Parmegiani (1927 - 2013) war ein französischer Komponist elektroakustischer Musik.

Zwischen 1957 und 1961 studierte er Pantomime bei Jacques Lecoq in Paris, eine Zeit, die er später als wertvoll für seine Arbeit als Komponist ansah. Er trat 1959 für eine zweijährige Meisterklasse in die Groupe de Recherches Musicales (GRM) ein, kurz nach der Gründung durch Pierre Schaeffer. Nach seinem Studium bei Lecoq war er zunächst Tontechniker und später Leiter der Abteilung Musik/Bild für das französische Fernsehen (ORTF). Dort arbeitete er im Studio mit mehreren namhaften Komponisten, zum Beispiel mit Iannis Xenakis.

Während seiner Zeit beim ORTF produzierte Parmegiani Musik für zahlreiche Regisseure, darunter Jacques Baratier und Peter Kassovitz. Er schrieb auch eine Reihe von Jingles für französische Medien, u. a. die fünf Sekunden lange futuristische Melodie „Indicatif Roissy", die von 1974 bis 2005 jeder Lautsprecher-Ankündigung am Terminal 1 des Flughafens Charles de Gaulle in Paris vorausging.

Parmegiani komponierte sein erstes Hauptwerk, „Violostries“ für Violine und Tonband im Jahr 1964 für eine Choreografie, die Jacques-Albert Cartier für das Théâtre Contemporain d'Amiens dirigierte. Während eines Amerika-Besuchs in den späten 1960er Jahren untersuchte Parmegiani die Verbindung zwischen Musik und Video und produzierte bei seiner Rückkehr mehrere Musikvideos, darunter „L'Œil écoute“ und“ L'Écran transparent“ (1973) während eines Aufenthalts beim Westdeutschen Rundfunk in Deutschland. In den 1970er Jahren engagierte er sich auch für Live-Auftritte im Jazz und trat mit der „Third Ear Band“ in London auf.

Zu dieser Zeit begann Parmegiani auch, akusmatische Stücke für die Aufführung im Konzertsaal zu schreiben: Beispiele sind „Capture éphémère“ von 1967, das sich mit der Zeit beschäftigt, und „L'Enfer“ (1972), eine Zusammenarbeit mit dem Komponisten François Bayle, basierend auf Dantes „Göttliche Komödie“.

Parmegiani komponierte die Musik zu Walerian Borowczyks Filmen „Jeux des Ange“s (1964) und „Docteur Jekyll et les femme“s (1981). Der Soundtrack für letzteres bestand aus Cues, die Parmegiani aus seinem 1972 entstandenen Werk „Pour en finir avec le pouvoir d'Orphée“ neu arrangierte.

1992 verließ Parmegiani das GRM und eröffnete sein eigenes Studio in Saint-Rémy-de-Provence. Im April 2010 war er Mitglied der Jury bei den sechsten Qwartz Electronic Music Awards, einem Förderprojekt und einer Unterstützungsgruppe für elektronische Musikkünstler.

Parmegiani wurde von jüngeren Experimentatoren wie Aphex Twin, Autechre und Sonic Youth als Haupteinfluss genannt. Seine Werke wurden 2003 und 2008 auf den All Tomorrow's Parties-Festivals aufgeführt.

Stand: Januar 2020