Sergej Rachmaninow

Sergej Rachmaninow © Public Domain

Sergej Rachmaninow

Mit einer Musik, die dezidiert, aber auf unverkennbar individuelle Weise die Romantik fortsetzt, zählt Sergej Rachmaninow (1873 – 1943) zu den am häufigsten aufgeführten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Sein Ruhm verdankt sich in erster Linie einer begrenzten Auswahl an Stücken, vor allem seinen Konzerten und Solowerken für Klavier, während etwa die Hälfte seines Schaffens weithin unbekannt geblieben ist. Ganz ähnlich steht es um die Leistungen Rachmaninows als Interpret. Dass er einer der bedeutenden Pianisten des 20. Jahrhunderts war, ist allgemein bekannt und kann anhand seiner Schallplattenaufnahmen noch nachvollzogen werden, dass er aber auch als Dirigent Großes geleistet hat, ist kaum geläufig. Dabei besteht zwischen dem Interpreten und dem Komponisten Rachmaninow ein merkwürdiger Widerspruch. Während man den Namen des Komponisten mit schwelgerischem Pathos assoziiert, war der aufführende Künstler für sachliche Nüchternheit berühmt.

1873 in der Abgeschiedenheit eines russischen Landgutes geboren, wurde Rachmaninows pianistisches Talent früh erkannt und entschieden gefördert. An den Konservatorien in St. Petersburg und Moskau musste der Heranwachsende dann lange Zeit erbarmungslosen instrumentalen Drill über sich ergehen lassen, ehe er verantwortungsvollen Klavier- und Kompositionsunterricht erhielt. Diese Studien schloß er 1891/92 ab, in beiden Fächern jeweils ein Jahr vor dem regulären Ende und mit höchsten Auszeichnungen. Damit wurde eine Mehrfachbegabung glänzend bestätigt, die Rachmaninow, der sich zwischen Karrieren als Komponist, Pianist und später als Dirigent hin- und hergerissen sah, auch als Bürde empfand. An die erste Stelle setzte er selbst dabei das Komponieren.

Seine ersten Schritte als Komponist waren ungemein erfolgreich; unter anderem wurde seine Oper „Aleko“ von Peter I. Tschaikowsky enthusiastisch gelobt. Als aber 1897 seine 1. Sinfonie bei der Uraufführung durchfiel, geriet Rachmaninow in eine ernste schöpferische Krise, deren tiefere Gründe in seiner Neigung zu Selbstzweifeln, Melancholie und Depression zu suchen sind. Mit Hilfe eines Nervenarztes konnte sich Rachmaninow mit dem 1900/01 entstandenen 2. Klavierkonzert aus ihr befreien. Dem Konzert folgte eine besonders fruchtbare Schaffensphase, die negative seelische Disposition brach aber zeitlebens immer wieder durch. 

Die Oktoberrevolution 1917 brachte einen tiefen Einschnitt für Rachmaninow, der sein Landgut und seine Ersparnisse verlor und im Dezember 1917 mit seiner Familie Russland verließ, um sich in den USA niederzulassen. Hier sah er seine Verdienstmöglichkeiten in erster Linie als Pianist und begann eine exzeptionelle pianistische Karriere, die ihn zu einem der reichsten Musiker der Zwischenkriegszeit machte. Für die schöpferische Tätigkeit konnte Rachmaninow aber nur noch in kurzen Phasen Muße und Inspiration finden. Anfang 1943 wurde bei dem exzessiven Raucher ein tödliches Krebsleiden diagnostiziert, an dem er am 28. März 1943 verstarb.

Stand: Februar 2025