Astronautalis
Wenn man hört, dass Astronautalis Sohn eines texanischen Eisenbahners mit einer von Kneipenschlägereien gestalteten Nase und einer hübschen Frau aus Kentucky ist, die mit 17 von zuhause ausriss, um Fotografin zu werden, wird völlig klar, dass sein Nomadendasein kein Zufall ist, sondern dass er in ein solches Leben hineingeboren wurde. Einer seiner Onkel war ein Dichter, der von Pferdewetten lebte und sich per Anhalter fortbewegte; seine Großväter betätigten sich als Spione, Seemänner und Testpiloten. Er selbst verzeichnet mehr als 1.000.000 Meilen an Reisen und Tourneen auf seinem Konto. Man muss sich also fragen, wo die Geschichten in der Musik von Astronautalis enden und das Leben des Andy Bothwell beginnt. Bothwells musikalische Wurzeln als Astronautalis sind tief im Hip-Hop zu suchen, schließlich begann er seine musikalische Karriere vor über 20 Jahren als Battle-Rapper. Seitdem hat ihn seine Arbeit allerdings weit über diesen Namen und die Battles in den Hinterhöfen hinausgeführt. Er arbeitete mit Künstler*innen von Tegan Quinn (Tegan & Sara) bis P.O.S. zusammen, verwirklichte Nebenprojekte mit Justin Vernon (Bon Iver) und Mitgliedern von Poliça und brachte mehrere extrem diverse, von der Kritik hoch gelobte Soloalben heraus, produziert von John Congleton (St. Vincent, Explosions in the Sky, Earl Sweatshirt). Und gleichzeitig absolvierte er ein erbarmungsloses Tournee-Pensum, das vier Kontinente, 32 Länder und alle 50 Staaten der USA einschloss. Dadurch entstanden Partnerschaften mit Unternehmen wie Harley Davidson, STA Travel und Coalatree, für die er als Autor, Fotograf, Markenbotschafter, Social Media-Influencer und Moderator vor der Kamera agierte. Und irgendwie schaffte es dieser junge Weiße aus Duval County trotz der vielen Konzerte über lange Jahre auch noch, eine „Kirche“ zu gründen, hunderten Menschen beim Eaux Claires Music Fest die Beichte abzunehmen, Meisterklassen an Universitäten unter anderem im französischen Nizza zu unterrichten, Klanginstallationen in deutschen Museen zu entwickeln, als Erster Performance-Kunst bei der Biennale von Venedig zu zeigen und sogar als Fotograf für den „Playboy“ zu arbeiten (dabei ging es um Fotos von Cheeseburgern… eine lange Geschichte…). Derzeit hat er sich (vorerst) in Minneapolis niedergelassen, wohin sein Weg über Seattle, über Dallas und über Jacksonville Beach führte. Die letzten 15 Jahre verbrachte Bothwell fast ununterbrochen auf Tour: Er spielte Konzerte, machte Kunst, verdiente sich Narben, sammelte und fertigte Tätowierungen, schoss Fotos, fuhr Motorrad und machte seiner stolzen, legendenumwobenen und whiskygetränkten Sippschaft alle Ehre. Und musste dabei nur einen einzigen Polizisten bestechen! (In Rumänien… auch dies eine lange Geschichte.)
Stand: Februar 2019