
Hanns Eisler ist einer bekanntesten und auch der umstrittensten deutschen Komponisten des 20. Jahrhunderts. Eisler (1898–1962) war sowohl ein besonders origineller und selbstständiger Komponist der Schönbergschule als auch ein überzeugter Marxist, der schlagkräftige Propagandalieder schuf. In den 1950er Jahren war er der wohl wichtigste Exponent der Musik in der DDR. Sein Schaffen ist umfangreich und stilistisch vielgestaltig. Neben Vokalwerken, die den quantitativ größten Teil seines Œuvres bilden, enthält es zahlreiche Formen dramatisch-theatralischer Musik von der Bühnenmusik über Songeinlagen bis zur Filmmusik. Dabei hat er viele Musikstücke mehrfach verwendet und in eine neue dramatische Umgebung eingepasst oder auch zu eigenständiger Instrumentalmusik umfunktioniert. Neben seinen musikalischen Werken hat Eisler zahlreiche Schriften veröffentlicht, die einen scharfsinnigen Denker zeigen, der sich vor allem mit dem Verhältnis von Musik und Gesellschaft auseinandersetzt.
Hanns Eisler wurde am 6. Juli 1898 in Leipzig als Sohn des Philosophen Rudolf Eisler geboren und wuchs in Wien auf. Die ersten erhaltenen Jugendkompositionen stammen aus dem Jahr 1917, ihnen gingen autodidaktische Versuche voran. 1919 schrieb sich Eisler am Neuen Wiener Konservatorium ein, wechselte aber noch im selben Jahr zu Arnold Schönberg, bei dem er bis 1923 privaten Kompositionsunterricht nahm. Im April 1923 wurde in dem von Schönberg gegründeten „Verein für musikalische Privataufführungen“ Eislers Klaviersonate op. 1 uraufgeführt, die kurz darauf gedruckt und mit einem Kompositionspreis ausgezeichnet wurde. 1925 zog Eisler nach Berlin um. Er engagierte sich nun stark in der Arbeiterbewegung, wurde Mitglied der Kommunistischen Partei und überdachte sein bisheriges Schaffen ebenso kritisch wie die Entwicklung der Neuen Musik überhaupt. Sein Ziel war es nun, mit seinen Kompositionen der kommunistischen Bewegung zu dienen. Seine Position hatte den Bruch mit Schönberg zur Folge. Viele seiner Chöre und Lieder dieser Zeit wie Der rote Wedding und das Solidaritätslied wurden bei links gerichteten Gruppen in ganz Europa populär. Einen idealen Interpreten fand Eisler in dem Schauspieler Ernst Busch, den er 1929 kennenlernte. Vielleicht noch wichtiger war die Begegnung mit Bertolt Brecht, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft und Zusammenarbeit verband. Zum ersten Mal steuerte Eisler 1930 zu einem Theaterstück Brechts die Musik bei, zum Lehrstück Die Maßnahme.
Der Aufstieg der Nationalsozialisten zwang Eisler 1933 zur Emigration. In den folgenden Jahren hielt er sich in verschiedenen europäischen Ländern, der Sowjetunion und den Vereinigten Staaten auf. 1942 schließlich ließ er sich in Los Angeles nieder, wo er sich erfolgreich als Komponist von Filmmusik etablieren konnte. Zwei seiner Filmmusiken wurden für den „Oscar“ nominiert und 1946 wurde ihm eine Professur für Komposition übertragen. Im Kreis der deutschen Emigranten, zu denen unter anderem Thomas Mann, Theodor W. Adorno und Bertolt Brecht gehörten, kam er auch wieder in engen Kontakt mit Arnold Schönberg. 1947 wurde Eisler unamerikanischer Umtriebe bezichtigt und im folgenden Jahr trotz der Fürsprache zahlreicher Prominenter von Albert Einstein bis Igor Strawinsky ausgewiesen. Nach einer Zeit der Suche ließ er sich 1949 in Ost-Berlin nieder. Hier nahm er die Zusammenarbeit mit Bertolt Brecht wieder auf, die sich als überaus produktiv erwies. 1950 wurde Hanns Eisler als Professor für Komposition an die Musikhochschule in Ost-Berlin berufen, die 1964, nach seinem Tod, nach ihm benannt wurde. In der DDR entfaltete Eisler eine breite Wirksamkeit, schuf unter anderem auch die Nationalhymne, kam immer wieder aber mit der Regierung und offiziellen Stellen in Konflikt. Hanns Eisler starb am 6. September 1962 in Berlin.