Mykola Lysenko

Mykola Lysenko wurde 1842 geboren und wuchs in Hrymky auf, einem kleinen Dorf in der Nähe des Flusses Dnipro zwischen Kiew und Dnipropetrowsk. Sein Vater stammte aus einer alten Adelsfamilie, deren Herkunft sich bis auf die Kosaken des 17. Jahrhunderts zurückverfolgen ließ. Obwohl Lysenkos Mutter, eine in St. Petersburg aufgewachsene Ukrainerin, nie Ukrainisch sprach und ihren Sohn in Französisch, Tanzen, Etikette und Klavier unterrichten ließ, wurde seine ukrainische Identität für Lysenko wesentlicher Bestandteil seines Lebens und Schaffens. Nach dem Besuch mehrerer Internate in der unter russischer Herrschaft stehenden östlichen Ukraine absolvierte er an der Universität von Kiew ein naturwissenschaftliches Studium. Während dieser Zeit begann er mit seiner lebenslangen ethnografischen Arbeit: dem Sammeln und Edieren ukrainischer Volkslieder. Seine fundierte musikalische Ausbildung erhielt Lysenko am Leipziger Konservatorium, wo Ferdinand David, Ignaz Moscheles, Carl Reinecke und Ernst Wenzel zu seinen prominentesten Lehrern zählten. Im Herbst 1874 wechselte er dann ans St. Petersburger Konservatorium, um zwei Jahre lang bei Nikolai Rimsky-Korsakow in die Lehre zu gehen. Als brillanter Konzertpianist erregte er bis 1875 in den Konzerten der russischen Musikgesellschaft Aufsehen, bis ihn die konsequente Unterdrückung der ukrainischen Kultur seitens der Direktion zum Austritt zwang. Nach Abschluss seines Studiums bei Rimsky-Korsakow wurde Lysenko eine Stelle als Kapellmeister an einem privaten Opernhaus angeboten. Trotz der Aussicht auf Beförderung zum Kaiserlichen Theater lehnte er das Angebot ab, weil die dortige Theaterleitung im Zuge der vorherrschenden „Russifizierung“ einer Aufführung ukrainischer Werke entgegenwirkte. Auch gegen die Moskauer Premiere seiner Oper Taras Bulba in russischer Sprache sperrte er sich, obwohl sie für seine Karriere einen Meilenstein bedeutet hätte. Lysenko kehrte nach Kiew zurück, wo er den Rest seines Lebens verbrachte, sich dem Komponieren und Unterrichten widmete und auf der Basis seiner musikethnologischen Studien einen eigenständigen ukrainischen Nationalstil etablierte. Nach seinem Tod im Jahr 1912 nahmen rund 100.000 Menschen am Trauerzug teil. Das Konservatorium in Lwiw, das Opern- und Balletttheater in Charkiw und der Säulensaal der Kiewer Nationalen Philharmonie tragen seinen Namen.

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