
Nicolò Paganini
Der Komponist und Geiger Nicolò Paganini (1782 – 1840) verkörpert den Inbegriff des Virtuosen im 19. Jahrhundert. Um sein Leben und seine Persönlichkeit ranken sich zahlreiche Legenden, die zu einem Teil in seiner Selbstinszenierung im Konzertbetrieb wurzeln, insgesamt aber eher dazu geeignet sind, den Zugang zu seinem Künstlertum zu verdunkeln, als zu erhellen. Paganinis Leben verlief lange Zeit in durchaus vielversprechenden, aber doch wenig sensationellen Bahnen. Geboren wurde Nicolò Paganini am 27. Oktober 1782 in Genua, wo er in bescheidenen Verhältnissen als eines von fünf Kindern eines kleinen Händlers aufwuchs. Sein Vater spielte Geige und Mandoline und zeigte seinem Sohn die ersten Schritte auf diesen Instrumenten. Bald kam ernsthafter Unterricht dazu, der Jugendliche gab erfolgreich erste Konzerte und wurde schließlich 1805 in das Orchester des Herzogtums Lucca aufgenommen. Mehrere Jahre tat der kommende Wundergeiger dort in einem respektablen Provinzorchester seinen Dienst als Stimmführer der Zweiten Geigen und trat gelegentlich solistisch auf.
Im Alter von 27 Jahren verließ Paganini das Orchester, sah sich eine Weile nach anderen Anstellungen um und wagte schließlich 1810 den Sprung in die unsichere Existenz eines freien Künstlers. Zunächst gab er Konzerte in kleineren Städten Norditaliens, bis ihm am 29. Oktober 1813 mit einem triumphalen Erfolg in einem Konzert in der Mailänder Scala der eigentliche Durchbruch gelang. Paganini weitete seinen Radius von da an systematisch aus, bereiste kontinuierlich die italienischen Großstädte zwischen Turin und Palermo und knüpfte wichtige Kontakte in der Musikwelt und in der europäischen Aristokratie. 1820 erschienen die ersten Kompositionen, die 24 Capricci op. 1 und vier Bände mit Kammermusik für Streicher und Gitarre, Paganinis zweitem Instrument. Die hochvirtuosen konzertanten Werke für Violine und Orchester, auf deren Vortrag sein stetig wachsender Ruhm beruhte, wurden von ihm hingegen zurückgehalten, so dass seine Auftritte leichter die Aura mysteriöser Einmaligkeit umwehen konnte. Im Jahr 1828 gelang Paganini mit 14 spektakulären Konzerten in Wien, mit denen er sich nun auch außerhalb des italienischen Sprachraums als unbestrittener Meister geigerischer Virtuosität etablierte, der letzte große Schritt seiner Karriere. Bis zu seinem Tode am 27. Mai 1840 in Nizza konzertierte er in den Metropolen des europäischen Musklebens und bereiste zahlreiche Länder.
Stand: August 2017