Oliver Knussen

Oliver Knussen (1952–2018) gehört zu den Künstler*innen der zeitgenössischen Musik, die gleichermaßen als Komponist*innen und als Interpret*inen hervorgetreten sind. Beide Begabungen ließen sich keineswegs reibungslos vereinigen, sodass mal der Komponist, mal der Dirigent Knussen mehr im Vordergrund stand.

Als Sohn eines Solo-Kontrabassisten des London Symphony Orchestra hatte der in Glasgow geborene Knussen die besten Voraussetzungen, dass seine Talente gefördert wurden. Im Alter von 15 Jahren hatte er nicht nur seine (später als reifer Komponist zurückgezogene) einsätzige 1. Symphonie beendet, sondern diese auch schon als Dirigent mit dem London Symphony Orchestra aufgeführt. Daraufhin nahm sich Benjamin Britten als Mentor Knussens an. Wichtige Impulse erhielt er zudem von Gunther Schuller bei den Sommerkursen im amerikanischen Tanglewood. In den 1970er Jahre widmete sich Knussen vornehmlich dem Komponieren. In seinem nunmehr ausgeprägten Personalstil spiegelt sich die tiefe Vertrautheit mit den Werken der Klassiker der neuen Musik. So erinnert der Tonfall von Knussens Musik ebenso an den Expressionismus des frühen Schönberg wie an die Klangeruptionen Varèses oder die kraftvolle Rhythmik Strawinskys.

Ab etwa 1980 verlegte sich Knussen stärker auf seine Fähigkeiten als Dirigent und als Organisator des Musiklebens, etwa durch regelmäßige Konzerte mit der London Sinfonietta, deren Musikdirektor er 1988 wurde, und als Leiter des von Britten gegründeten Aldeburgh Festivals. Große Schallplattenfirmen nahmen ihn unter Vertrag und es entstanden zahlreiche hochkarätige Aufnahmen etwa von Spätwerken Strawinskys oder der Musik von Elliott Carter, mit dem Knussen eng befreundet war. Dabei setzte sich Knussen auch nachhaltig für jüngere Komponist*innen ein. Diese Tätigkeit brachte ihm weltweite Anerkennung.

Ab etwa 1990 gelang es ihm, sich trotzdem immer wieder auch dem Komponieren zu widmen. In seinem umfangreichen Werkkatalog treten zwei Kurzopern nach Kinderbüchern von Maurice Sedlak besonders hervor, „Where the Wild Things Are“ (1979–83) und „Higglety Pigglety Pop!“ (1984–90), in denen Knussens Fähigkeit zu einer imaginativen, anschaulichen Musiksprache eindrucksvoll zum Tragen kommt.