
Arditti Quartet © Philippe Gontier
Durch seine lebendige und differenzierte Interpretation von Kompositionen der Moderne und Gegenwart hat das Arditti Quartet weltweit einen herausragenden Ruf erlangt. Seit seiner Gründung 1974 durch den Geiger Irvine Arditti sind ihm mehrere hundert Streichquartette gewidmet worden, und so bildete sich das Ensemble mit den Jahren zu einer festen Größe der jüngsten Musikgeschichte heraus. Komponisten wie Adès, Aperghis, Birtwistle, Cage, Carter, Dufourt, Dusapin, Fedele, Ferneyhough, Francesconi, Gubaidulina, Harvey, Hosokawa, Kagel, Kurtág, Lachenmann, Ligeti, Nancarrow, Rihm, Scelsi, Sciarrino und Stockhausen haben ihm die Uraufführung ihrer Werke anvertraut, und das Repertoire des Quartetts umfasst bei vielen dieser und weiterer Komponisten die Gesamtheit ihrer Streichquartette.
Das Arditti Quartet ist davon überzeugt, dass für die Interpretation neuer Musik eine enge Zusammenarbeit mit den Komponisten unerlässlich ist, und so suchte es mit ihnen stets den Dialog. Auch pädagogisch sind seine Mitglieder aktiv: Als ehemalige langjährige Dozenten bei den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik gaben sie zahlreiche Meisterkurse und Workshops für Interpreten und Komponisten in der ganzen Welt.
Die Diskographie des Arditti Quartets umfasst über 180 CDs. Allein bei Montaigne Naïve sind 42 Aufnahmen erschienen, die zahlreiche zeitgenössische Komponisten porträtieren und erstmals die Streichquartette der Zweiten Wiener Schule in Gesamtheit präsentieren. Viele Werke wurden in Anwesenheit der Komponisten eingespielt, wie zum Beispiel die Quartette Luciano Berios. Auch legendäre Episoden der jüngsten Musikgeschichte wie die Aufnahme von Stockhausens spektakulärem Helikopter-Quartett wurden vom Ensemble auf CD festgehalten.
Das Arditti Quartet hat im Laufe der letzten 40 Jahre zahlreiche Preise erhalten, darunter mehrfach den Deutschen Schallplatten-Preis. Für die Einspielung von Werken Elliot Carters (1999) und Harrison Birtwistles (2002) gewann es zweimal den Gramophone Award für die „beste Aufnahme zeitgenössischer Musik“. 1999 wurde ihm der prestigeträchtige Ernst von Siemens Musikpreis für sein musikalisches Lebenswerk verliehen – eine Auszeichnung, die das Quartett in eine Reihe stellt mit Preisträgern wie Berio, Britten, Carter, Ferneyhough, Lachenmann, Ligeti und Rihm.
Eine besondere Uraufführung steht für das Arditti Quartet im Januar 2017 an: Beim Eröffnungsfestival der Elbphilharmonie werden die Musiker das erste Streichquartett von Younghi Pagh-Paan aus der Taufe heben. Die Wittener Tage für neue Kammermusik präsentieren im April noch einmal Harrison Birtwistles neues Streichquartett, das in der vergangenen Saison in der Wigmore Hall seine Uraufführung erlebt hatte. Eine erweiterte Fassung von Mark Andres ursprünglich als Beitrag zum 40. Geburtstag des Quartetts 2014 komponiertem Werk „iv13a“ bringen die Musiker im Juli bei musica viva zur Uraufführung. Neben einem neuen Quartett von Hugues Dufourt interpretiert das Quartett in der laufenden Saison zudem ein neues Werk für Gitarre und Streichquartett von Wolfgang Rihm; gemeinsam mit dem Countertenor Jake Arditti bringen sie schließlich eine Komposition von Salvatore Sciarrino zur Uraufführung. Weiterhin interessieren sich die Musiker auch für neue Konzertformate, darunter Jennifer Walshes Performance „Everything is Important“ für Stimme, Streichquartett, Video und Tonband, die erstmals in Darmstadt zu erleben war und nun erneut bei mehreren Festivals (Gong, November Music, Huddersfield, MaerzMusik) und am Onassis Centre Athen auf die Bühne kommt.
Stand: Januar 2017