Karlheinz Stockhausen um 1960 © Kai Bienert
Karlheinz Stockhausen (1928 –2007) komponierte 375 einzeln aufführbare Werke, darunter den Opernzyklus „LICHT – Die sieben Tage der Woche“, der zwischen 1977 und 2003 entstand und insgesamt etwa 29 Stunden Musik umfasst. Alle sieben Teile des musikalischen Werkes wurden bereits uraufgeführt: „DONNERSTAG“ (1981), „SAMSTAG“ (1984), „MONTAG“ (1988), produziert von der Scala di Milano, „DIENSTAG“ (1993) und „FREITAG“ (1996) in der Oper Leipzig sowie „SONNTAG“ (2011) von der Oper Köln. Mit „MITTWOCH“ präsentierte die Birmingham Opera Company den letzten Tag der Heptalogie „LICHT“ 2012.
Stockhausen, dessen Ziel es war, nach der Woche auch noch die Stunden des Tages, die Minute und die Sekunde zu musikalisieren, setzte sein Werk im Anschluss an „LICHT“ mit dem Zyklus „KLANG – Die 24 Stunden des Tages“ fort. Bis zu seinem Tod im Dezember 2007 komponierte er 21 Stunden, angefangen von der 1. Stunde „Himmelfahrt“ bis zur 21. Stunde „Paradies“.
Karlheinz Stockhausen begann seine kompositorische Laufbahn Anfang der 1950er Jahre. Bereits mit seinen ersten Werken der „Punktuellen Musik“ wie „Kreuzspiel“ (1951), „Spiel für Orchester“ (1952) und „Kontra-Punkte“ (1952/53) erlangte er internationale Berühmtheit. Seither haben viele seiner Kompositionen wesentliche Errungenschaften der Musik nach 1950 geprägt: die „Serielle Musik“, die „Punktuelle Musik“, die „Elektronische Musik“, die „Neue Schlagzeugmusik“, die „Variable Musik“, die „Neue Klaviermusik“, die „Raum-Musik“, „Statistische Musik“, „Aleatorische Musik“, „Live- elektronische Musik“; neue Synthesen von „Musik und Sprache“, eines „Musikalischen Theaters“, einer „Rituellen Musik“, „Szenischen Musik“, die „Gruppen-Komposition“, polyphone „Prozess-Komposition“, „Moment-Komposition“, „Formel- Komposition“ bis zur „Multiformalen Komposition“; die Integration „gefundener Objekte“ (Nationalhymnen, Folklore aller Länder, Kurzwellenereignisse, „Ton-Szenen“ etc.) in einer „Weltmusik“ und einer „universalen Musik“; die Synthese europäischer, afrikanischer, lateinamerikanischer und asiatischer Musik in einer „Telemusik“; die vertikale „Oktophone Musik“.
Stockhausens gesamtem Werk ist eine Bestimmung als „geistliche Musik“ zu eigen, die nicht nur in Kompositionen mit geistlichen Texten, sondern auch in der „Oberton-Musik“, „Intuitiven Musik“, „Mantrischen Musik“ bis zur „Kosmischen Musik“ von Stimmung, Aus den sieben Tagen, Mantra, Sternklang, „INORI“, „Atmen gibt das Leben“, „Sirius“, „LICHT“ oder „KLANG“ deutlich wird. Nahezu sämtliche Uraufführungen seiner Werke hat Stockhausen selbst dirigiert oder mitgespielt oder als Klangregisseur geleitet und damit zahlreiche modellhafte Aufführungen und Aufnahmen in aller Welt realisiert.
In einem von Stockhausen entworfenen Kugelauditorium wurden während der Weltausstellung Expo’70 in Osaka, Japan, mit 20 Instrumentalisten und Sängern 183 Tage 5½ Stunden täglich die meisten der bis 1970 komponierten Werke Stockhausens für über eine Million Zuhörer aufgeführt. Stockhausen hatte mehrere Gastprofessuren in der Schweiz, in den USA, Finnland, Holland und Dänemark inne. 1971 wurde er zum Professor für Komposition an der Hochschule für Musik Köln, 1996 zum Ehrendoktor der Freien Universität Berlin, 2004 zum Ehrendoktor der Queen’s University Belfast ernannt. Er war Mitglied von 12 internationalen Akademien der Künste und Wissenschaften, seit 1988 Ehrenbürger der Gemeinde Kürten sowie Commandeur dans l’Ordre des Arts et des Lettres. Er erhielt viele Schallplattenpreise und Auszeichnungen, darunter das Bundesverdienstkreuz I. Klasse, den Siemens Musikpreis, die Picasso-Medaille der UNESCO, den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen, mehrere Musikeditionspreise des Deutschen Musikverlegerverbandes, den BACH-Preis Hamburg, den Kulturpreis Köln und den Polar Music Prize mit der Laudatio: „Karlheinz Stockhausen erhält den Polar Music Prize des Jahres 2001 für die Karriere eines Komponisten, die durch makellose Integrität und nie endende Kreativität gekennzeichnet ist, und dafür, dass er seit 50 Jahren an der vordersten Front der musikalischen Entwicklung gestanden hat.“
Stockhausens frühe Werke wurden überwiegend bei der Universal Edition Wien verlegt, alle späteren (ab Werk Nr. 30) im 1975 gegründeten Stockhausen- Verlag, der auch seit 1991 in einer Stockhausen-Gesamtausgabe 150 Compact Discs veröffentlicht hat. Neben den musikalischen Werken gibt es von Stockhausen 10 Bände „Texte zur Musik“, eine Heftreihe mit Skizzen und Erläuterungen eigener Kompositionen sowie eine Text-CD-Edition mit Vorträgen und Interviews.
Stand: Juli 2018