2010 gründeten 24 Musiker*innen und Komponist*innen das Splitter Orchester. Auch wenn sich die Band bis heute einer eindeutigen Kategorisierung entzieht, vereint doch alle Mitglieder eine gemeinsame Eigenschaft: die Musiker*innen des Splitter Orchesters sind in Personalunion sowohl Komponist*innen als auch Interpret*innen – sogenannte Composer-Performer. Sie entwickeln und spielen ihre eigene Musik für sich selbst oder in der Gruppe als Kollektiv ohne festgelegte Hierarchie. Alle Musiker*innen des Splitter Orchesters sind weltweit gefragte Solist*innen und Spezialist*innen auf ihrem Gebiet, sie haben teilweise ihre Instrumente selbst entwickelt oder erweitert und verfügen über ein einzigartiges Repertoire an erweiterten Spieltechniken. Der Fokus in der gemeinsamen Arbeit liegt dabei auf der Art und Weise, wie Klang produziert und im Raum verteilt wird. Kollektiv organisiert, verfolgt das Splitter Orchester eine ganzheitliche Arbeitsweise, von der ersten Skizze bis zur Aufführung. Die auf Langfristigkeit angelegte Zusammenarbeit von autonomen und extrem spezialisierten Musiker*innen/Komponist*innen bricht mit etablierten Führungsrollen und lässt ein experimentelles Produktionsfeld entstehen, das prozessorientiert ist und existierende Hierarchien infrage stellt. Im Splitter Orchester sind zehn verschiedene Nationen vertreten, ihren Arbeitsschwerpunkt haben alle Mitglieder in Berlin.
Seinen Ursprung hat das Orchester in der stilistisch vielseitigen „Echtzeitmusikszene“, die in Berlin ab Mitte der 1990er-Jahre entstand. Eine wesentliche Phase in der musikalischen Entwicklung der Szene war die Fokussierung auf eine Reduzierung der Mittel, des Materials oder des Gestus in den späten 1990ern. Heute umfasst die Berliner Echtzeitmusikszene Musiker*innen unterschiedlicher Generationen und Nationalitäten – die musikalische Bandbreite reicht von Noise, Electronica und Trash-Pop über die Kernbereiche der freien Improvisation und der komponierten neuen Musik bis hin zu Performance- und Klangkunst.
In langfristig angelegten, kollektiven Arbeitsprozessen setzt sich das Orchester mit der gesamten Bandbreite improvisatorischer und kompositorischer Möglichkeiten auseinander. Besondere Bedeutung misst es jedoch der Strukturierung von Musik bei. Deshalb besteht der musikalische Arbeitsprozess in der Regel darin, spezifische Methoden und Praktiken des Komponierens und Improvisierens zu analysieren und in Kontext zu setzen. Die Kontinuität des Arbeitsprozesses, der in fast unveränderter Besetzung seit 2010 aufrechterhalten wird, führte zur Splitter Musik mit einem unverkennbaren Gruppenklang.
Das Splitter Orchester war u. a. zu Gast bei den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik (Darmstadt), beim Crak Festival (Paris), Borealis Festival (Bergen), der MaerzMusik (Berlin), beim Meakusma Festival (Eupen) und dem Uppercut Festival (Bordeaux).
Stand: Januar 2024