Richard Wagner

„Kinder, schafft Neues!“ Unter dieser vom Komponisten selbst burschikos formulierten Devise stand das Schaffen Richard Wagners (1813–1883). Obwohl er sich so gut wie ausschließlich auf eine einzige Gattung konzentrierte, die Oper, war sein Einfluss auf die Musik seiner Zeit und auf die folgende Komponistengenerationen überragend. Revolutionär neuartig sind vor allem seine Harmonik, die auf weiten Strecken gar kein festes Zentrum mehr hat, sondern in ständiger Bewegung ist, und seine auf die Verschmelzung einzelner Farben zu einem Gesamtklang zielende Behandlung des Orchesters.

Das Leben Wagners als „unruhig“ zu bezeichnen, wäre eine glatte Untertreibung, glich es doch einer Achterbahnfahrt zwischen künstlerischen Triumphen, finanziellen Desastern, die ihn mehr als einmal an den Rand der Schuldhaft brachten, und amourösen Eskapaden, die auch heute noch Stoff für die Sensationspresse wären. Wagner wuchs im Theatermilieu auf und musste eine lange, entmutigende Durststrecke hinnehmen, ehe er 1843, als Dreißigjähriger, zum ersten Mal mit einer Stellung als Kapellmeister in Dresden betraut wurde. In der gescheiterten Revolution von 1848 warf Wagner dann alles Gewonnene über den Haufen und engagierte sich auf der Seite des demokratischen Bürgertums. Nach der Niederschlagung des Aufstandes wurde Wagner steckbrieflich gesucht und floh in die Schweiz.

In den folgenden Jahren wurde Wagner zu einer europäischen Berühmtheit, dessen Werke wie keine anderen leidenschaftliche Unterstützung und erbitterte Abneigung hervorriefen. Mehrmals stand er vor dem finanziellen Ruin, doch gelang es ihm immer wieder, die Unterstützung potenter und zum Teil so prominenter Mäzene wie dem bayerischen König Ludwig II. zu finden. Als 1876 auf den ersten Bayreuther Festspielen die Tetralogie „Der Ring des Nibelungen“, an der Wagner seit den 1840er Jahren gearbeitet hatte, uraufgeführt wurde, stand der Komponist auf dem Zenit seines Ruhmes. Sechs Jahre später wurden die Festspiele unter anderem mit der Uraufführung von Wagners letzter Oper „Parsifal“ fortgesetzt. Wagner starb am 13. Februar 1883. Die kontroverse Faszination, die von seinem Schaffen und Leben ausgeht, hat die Wagnerliteratur in beispielloser Weise anschwellen lassen und ist bis heute ungebrochen.

Stand: Juni 2017