Johan Simons © Julia Sellmann
Johan Simons, geboren 1946 in Heerjansdam, ist ein niederländischer Regisseur sowie Theater- und Festivalleiter. Er absolvierte eine Tanzausbildung an der Rotterdamer Akademie und ein Schauspielstudium an der Theaterakademie in Maastricht. 1976 wurde er Direktor und Schauspieler der Haagsche Comedie. Hier inszenierte er sein erstes Stück. 1985 gründete er zusammen mit dem Musiker Paul Koek die Theatergroep Hollandia. Ihr Repertoire fokussierte sich auf Themen wie Überlebenstrieb und intensive Lebenserfahrungen, besondere Spielorte waren leerstehende Fabrikhallen, Ställe und Kirchen, vor allem in der Provinz Nord-Hollands. 2001 fusionierte Hollandia mit dem Zuidelijk Toneel zu ZT/Hollandia, einer der größten Truppen der Niederlande. Johan Simons wurde künstlerischer Direktor. Wichtige Inszenierungen von ZT/Hollandia waren u. a. „De Leenane Trilogie“, „Bacchanten“, „Sentimenti“, 2003 bei der Ruhrtriennale aufgeführt, und die Abschiedsinszenierung „Fort Europa: Hohelied der Zersplitterung“, aufgeführt bei der Ruhrtriennale 2005. 2005 wurde ZT/Hollandia aufgelöst. Simons ging als künstlerischer Direktor zum belgischen Publiekstheater, das er in NTGent umbenannte und mit dem er neue künstlerische Impulse setzte. 2009 verlieh ihm die Universität Gent den Ehrendoktortitel. Von 2005 bis 2010 inszenierte Simons beim NTGent Bearbeitungen von Romanen von Arnon Grünberg, Michel Houellebecq, J. M. Coetzee und Louis Paul Boon, Klassiker von Aischylos und Beckett und Drehbücher von Krzysztof Kieślowski und Billy Wilder.
Seit 2000 wird Johan Simons regelmäßig als Gastregisseur von deutschsprachigen Theatern eingeladen. Mit seiner Münchner Inszenierung von Heiner Müllers „Anatomie Titus Fall of Rome“ war er 2004 beim Berliner Theatertreffen zu sehen. „Elementarteilchen“ nach Michel Houellebecq am Schauspielhaus Zürich, ebenfalls zum Theatertreffen eingeladen, wurde als beste deutschsprachige Aufführung 2004 mit dem NESTROY-Theaterpreis ausgezeichnet. Mit „Kasimir und Karoline“ (Schauspiel Köln) wurde er 2010 erneut zum Theatertreffen der Berliner Festspiele eingeladen.
Von 2010 bis 2015 leitete Johan Simons als Intendant die Münchner Kammerspiele. Mit seinen Inszenierungen „Gesäubert/Gier/4.48 Psychose“ von Sarah Kane und „Die Straße. Die Stadt. Der Überfall“ von Elfriede Jelinek wurde er erneut zum Berliner Theatertreffen eingeladen. In München brachte er u. a. „Winterreise“ von Elfriede Jelinek, „E la nave va“ von Luchino Visconti, „König Lear“ von William Shakespeare, „Onkel Wanja“ von Anton Tschechow und „Dantons Tod“ von Georg Büchner auf die Bühne. 2013 zeichnete Theater heute die Münchner Kammerspiele als Theater des Jahres aus. Für seine Inszenierung von „Dantons Tod“ ebenda erhielt Simons 2014 den Deutschen Theaterpreis DER FAUST. Im gleichen Jahr wurde er mit dem Theaterpreis Berlin der Stiftung Preußische Seehandlung geehrt. Für seine bedeutsamen Verdienste im Bereich Theater im In- und Ausland verlieh ihm Königin Máxima 2014 die wichtigste künstlerische Auszeichnung der Niederlande, den Prinz Bernhard Kulturfonds Preis.
Von 2015 bis 2017 war Johan Simons Intendant der Ruhrtriennale und kehrte zeitgleich als künstlerischer Berater an das NTGent zurück. 2017 wurde seine Inszenierung „Der Schimmelreiter“ von Theodor Storm (Thalia Theater, Hamburg) zum Berliner Theatertreffen eingeladen.
Seit der Spielzeit 2018/19 ist Johan Simons Intendant des Schauspielhaus Bochum. Seine Inszenierung von Georg Büchners „Woyzeck“ (Koproduktion Schauspielhaus Bochum und Burgtheater Wien) wurde 2019 für die Beste Regie mit dem NESTROY ausgezeichnet. 2020 erfolgte die Einladung seiner Bochumer „Hamlet“-Inszenierung zum Berliner Theatertreffen sowie 2024 „Macbeth“.
Stand: März 2024