Peter Iljitsch Tschaikowsky © Wikimedia Commons
Peter Tschaikowsky studierte zunächst Jura und war 1859-63 Sekretär im Justizministerium; 1863-65 studierte er am Petersburger Konservatorium u.a. bei Anton Rubinstein und lehrte 1866-78 Musiktheorie am Moskauer Konservatorium, dessen Direktor Nikolaj Rubinstein ihn förderte (hier war u.a. Sergej Tanejew sein Schüler). Daneben wirkte er als Musikkritiker und ab 1878 zunehmend als Dirigent eigener Werke sowie als freischaffender Komponist, dessen Ruhm sich in Russland und im westlichen Europa immer mehr ausbreitete. Tschaikowsky reiste häufig ins Ausland, vor allem nach Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien und in die Schweiz, 1891 erstmals auch in die USA. Zwischen 1877 und 1890 führte er einen umfangreichen, für sein Schaffen und seine innere Konstitution aufschlussreichen Briefwechsel mit der verwitweten Nadeschda Filaretowna von Meck, die ihn auch finanziell unterstützte, mit der er aber auf beiderseitigen Wunsch niemals in persönlichen Kontakt trat. 1877 heiratete Tschaikowsky Antonina Miljukowa von der er sich jedoch nach wenigen Wochen wieder trennte.
In späteren Jahren überschatteten Depressionen und Einsamkeit seine gesellschaftlichen Ehrungen und Erfolge als Komponist. Die Umstände seines Todes sind noch nicht letztgültig geklärt. Wahrscheinlich starb Tschaikowsky an den Folgen einer Cholerainfektion, die jedoch möglicherweise vorsätzlich herbeigeführt worden ist, nachdem seine Liaison mit einem jungen Aristokraten publik zu werden drohte.
Tschaikowskys Kompositionen zeigen in ihrer Entwicklung und Stilhaltung ein sehr unterschiedliches Bild. Einerseits sind sie verknüpft mit Form- und Klangerscheinungen der mittel- und westeuropäischen Musik, andererseits fühlte sich Tschaikowsky geistig und musikalisch vollkommen in Russland beheimatet. Zeitweilig pflegte er auch Kontakt zur Gruppe der Fünf (Mächtiges Häuflein) und empfing vor allem von Milij Balakirew wichtige Anregungen, ohne dessen programmatischen russisch-nationalen Zielen zu folgen. Darüber hinaus sind Tschaikowskys Werke, vor allem die der Reifezeit, geprägt von einem sehr persönlichen, gefühlsstarken Ausdruckswillen, der lediglich in einigen an älteren Stilmodellen orientierten Kompositionen (Orchestersuiten Nr. 14; Variationen über ein Rokokothema für Violoncello und Orchester) sowie in salonhaften Genrestücken in den Hintergrund tritt. Ein wesentliches Stilmerkmal ist seine expressive, empfindungsvolle Melodik, verbunden oft mit farbiger, origineller Instrumentation, reich abgetönter Harmonik und in schnellen Sätzen zündender rhythmischer Gestaltung. Überkommene Formmodelle bleiben durchweg erkennbar, werden aber häufig frei gehandhabt und durch individuelle thematische Bildungen neu gewichtet.
Tschaikowsky hat in fast allen Gattungen erfolgreiche Werke komponiert. Höhepunkte seines instrumentalen Schaffens sind die Sinfonien Nr. 4, 5 und 6 besonders die letzte, „Pathétique“, als bewegende Selbstoffenbarung kurz vor dem Tode, die Instrumentalkonzerte und einige der Orchestersuiten, -ouvertüren und -fantasien. Unter den Bühnenwerken gehören die späteren Opern („Eugen Onegin“, 1879; „Pique Dame“, 1890) und Ballette („Schwanensee“, 1877; „Dornröschen“, 1890; „Der Nussknacker“, 1892) bis heute zum Standardrepertoire. Nicht ganz so eigenständig erscheint seine Kammermusik. Auch von seinen Klavierwerken – zumeist Charakterstücke in der Nachfolge der deutschen Romantik – sind nur wenige populär geworden.
Stand: Juni 2019