
Ondřej Adámek © Astrid Ackermann
Der tschechische Komponist und Dirigent Ondřej Adámek zählt zu den eigenwilligsten Vertretern seiner Generation: Adámek wurde 1979 in Prag geboren und studierte zunächst an der dortigen Musikakademie Komposition bei Marek Kopelent (ab 1997), dann am Pariser Konservatorium (ab 1999). 2010 kam er auf Einladung des Berliner Künstlerprogramms des DAAD nach Berlin, wo er heute lebt. Intensive Reiseaktivitäten in Europa, Afrika und Asien führten zu Begegnungen mit unterschiedlichsten Musikkulturen, die die Gestaltung seiner eigenen Musik entscheidend prägten. Einflüsse persischer Qawwali Musik finden sich in „Whence Comes the Voice?“ (2022); koreanischer Pansori-Gesang steht im Blickpunkt von „Let me tell you a story“ (2023).
Adámeks Solokonzerte wurden von international renommierten Interpret*innen gespielt: das Violinkonzert „Follow Me“ (2017) von Isabelle Faust; Sheng „Lost Prayer Book“ für die chinesische Mundorgel (2019) von Wu Wei; das Cellokonzert „Illusorische Teile des Mechanismus“ (2021) von Jean-Guihen Queyras. Adámek bewegt sich kompositorisch aber keineswegs allein im traditionellen Instrumentarium: Mit der „Airmachine“ hat er eine Mischung aus Installation und Musikinstrument geschaffen, die bei den Donaueschinger Musiktagen 2014 erstmalig im Stück „Körper und Seele“ zum Einsatz kam. Inzwischen sind für die Apparatur aus Gummihandschuhen, Hupen, Schläuchen und Ventilen viele weitere Werke entstanden.
In jüngster Zeit sorgte Adámek mit bedeutenden Arbeiten für das Musiktheater für Aufmerksamkeit: 2018 wurde die a cappella-Oper „Seven Stones“ beim Festival Aix-en-Provence uraufgeführt. Die Oper „INES“ verwandelte 2024 an der Oper Köln den Orpheus-Mythos in eine post-nukleare Dystopie. Auf kollektiven Entstehungsprozessen fußt die Oper „Unmögliche Verbindung“ in Zusammenarbeit mit Thomas Fiedler (Regie, Libretto) und dem Ensemble Modern, das bei den Bregenzer Festspielen 2024 das Werk direkt mitgestaltete.
Ondřej Adámeks Kompositionen wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet: Prix de Bourges (IMEB, 2003), Prix Métamorphoses (Belgien 2002, 2004), Preis des Ungarischen Radios (2004), Komponistenpreis der Brandenburger Biennale (2006), Prix Hervé-Dugardin (SACEM, 2009), Grand Prix Tansman (Lodz 2010), Prix George Enesco (SACEM, 2011) sowie dem Kompositionspreis der Landeshauptstadt Stuttgart 2018. Als Stipendiat der Villa Medici (2014/15) und der Villa Massimo (2022/23) hielt sich Ondřej Adámek in Rom auf. Als Dirigent arbeitete Adamék unter anderem mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, dem RIAS Kammerchor, dem Ensemble Musikfabrik, dem Ensemble Modern, dem Ensemble 2e2m, dem Kammerensemble Neue Musik Berlin und der Oslo Sinfonietta. 2018 gründete Adámek das Vokalensemble N.E.S.E.V.E.N, mit dem er eigene und fremde Werke zur Aufführung bringt und interdisziplinäre Programme entwickelt. Der Name des Vokalensembles steht für die Suche nach den natürlichen Aspekten der Stimme und einer Authentizität und Genauigkeit des stimmlichen Ausdrucks: „Never Ending Searching for Exact Vocal Expression and Nuances“.
Stand: Februar 2025