Erick Hawkins (1909-1994) war ein im Bereich Modern Dance führender amerikanischer Choreograf und Tänzer. Geboren in Trinidad, Colorado, studierte er Griechische Kultur an der Harvard University, wo er 1930 seinen Abschluss machte. Während seines Studiums in Harvard besuchte er einen Auftritt der deutschen Tänzer*innen Harald Kreutzberg und Yvonne Georgi in New York, der ihn in einem solchen Maße begeisterte, dass er ihnen nach Österreich folgte, um dort Tanz zu studieren. Nach seinem Aufenthalt in Österreich schrieb sich Hawkins an der School of American Ballet in New York ein und tanzte schon bald darauf mit dem American Ballet von George Balanchine. Mit dem Stück „Show Piece“, das 1937 vom Ballet Caravan aufgeführt wurde, gab Hawkins sein choreografisches Debüt. Ein Jahr später war Hawkins die erste männliche Besetzung bei Martha Grahams Tanzkompanie und trat dieser im Folgejahr als Mitglied bei. Er tanzte die männliche Hauptrolle in einer Reihe ihrer Werke, darunter „Appalachian Spring“ im Jahr 1944. 1951 verließ er die Martha Graham Dance Company, um seine eigene zu gründen. In den Folgejahren lernte Hawkins die Komponistin und Instrumentenerfinderin Lucia Dlugoszewski kennen und begann mit ihr zusammenzuarbeiten. Gemeinsam entwickelten sie ein Werk, das einer eigenen Klang- und Bewegungssprache folgte. Hawkins’ ästhetische Vision nahm Abstand von realistischer Psychologie, Handlung, sozialer oder politischer Agenda oder einfachen musikalischen Analogien. Seine Choreografien waren beeinflusst von Indigenen Tänzen Amerikas, japanischer Ästhetik, dem Zen-Denken und griechischen Klassike und suchten nach einer Neudefinition der Tanztechnik, die den damaligen Prinzipien der Kinesiologie entsprach. Als künstlerischer Leiter bestand er zudem darauf, dass seine Choreografien ausschließlich zu Live-Musik aufgeführt wurden. Die Erick Hawkins Dance Company ging daher mit dem Hawkins Theatre Orchestra auf Tournee, einem Ensemble aus sieben oder mehr Instrumentalist*innen und einem*einer Dirigent*in. Neben Lucia Dlugoszewski arbeiteten unter anderem die Komponist*innen Virgil Thompson, Alan Hovhaness, Lou Harrison, Henry Cowell, Dorrance Stalvey, Maurice Ohana, Bohuslav Martinů und Toru Takemitsu mit ihm zusammen. Außerdem kollaborierte er mit Künstler*innen wie Ralph Dorazio, Isamu Noguchi, Ralph Lee, Louise Bourgeois, Helen Frankenthaler und Robert Motherwell.
Stand: März 2024