Josef Gabriel Rheinberger

Josef Gabriel Rheinberger © Stadtmuseum München

Josef Gabriel Rheinberger

Josef Gabriel Rheinberger (1839–1901) war die Inkarnation eines konservativen, akademisch-klassizistischen Komponisten, der in seinem umfangreichen Schaffen alle Möglichkeiten dieser künstlerischen Position auslotete. Rheinberger stammte aus einer gut situierten Beamtenfamilie im liechtensteinischen Vaduz. Als erstaunliche musikalische Frühbegabung erhielt er professionelle Förderung und konnte so schon im Alter von sieben Jahren als Organist regelmäßig an der Gestaltung von Gottesdiensten mitwirken. Nach anfänglichem Zögern unterstützten Rheinberges Eltern seinen Wunsch, eine Musikerlaufbahn einzuschlagen. Mit zwölf Jahren nahm er in München ein geregeltes Kompositionsstudium auf, dem sich 1854 private Studien bei Franz Lachner anschlossen. Über welches makellose kompositorische Handwerk Rheinberger bereits mit sechzehn Jahren verfügte, zeigt sein berühmtes Abendlied für sechsstimmigen Chor a capella, das bis heute zum Kernrepertoire der Chöre zählt.

Auch nach dem Studium blieb München Rheinbergers Wirkungsstätte. Ab 1855 unterrichtete er am Konservatorium der Stadt, zunächst Klavier, dann Tonsatz und ab 1876 als Professor schließlich Komposition und Orgelspiel. 1877 übernahm er zusätzlich als Hofkapellmeister die Leitung der Kirchenmusik der Hofkirche. Weit über München hinaus war Rheinberger eine allgemein anerkannte Größe des Musiklebens. Dass Richard Strauss und Wilhelm Furtwängler zu seinen zahlreichen Schülern zählen, spricht für sich.

Rheinberger war ein ungewöhnlich produktiver Komponist, dessen Schaffen 197 von ihm als gültig anerkannte Werke in allen repräsentativen Gattungen seiner Zeit umfasst. Den Kern bilden die katholische Kichenmusik, weltliche Chorwerke und vor allem die Orgelmusik, zu der allein 20 Sonaten für Orgel zählen. Seine Chor- und Orgelmusik ist insbesondere im angloamerikanischen Raum weithin populär.

Stand: Juni 2023