
Dass Artur Schnabel (1882–1951), einer der bedeutendsten Pianisten des 20. Jahrhunderts, auch ein ernst zu nehmender Komponist war, ist allgemein nur wenig bekannt. Tatsächlich hat Schnabel ein vielfältiges und erstaunlich umfangreiches Schaffen hinterlassen, wenn man bedenkt, dass er es seiner Pianistenkarriere abgewinnen musste. Dabei hat er sich kompositorisch von spätromantischen Anfängen zu einem sehr eigenen, frei expressiven Stil entwickelt, den man grob im Umfeld der Schönberg-Schule einordnen kann.
Schnabel, geboren am 17. April 1882, stammt aus einem Dorf in Galizien südlich von Kattowitz. Seine musikalische Ausbildung als Pianist und auch in Musiktheorie erhielt er in Wien, unter anderem als jüngster Schüler des berühmten Pädagogen Theodor Leschetitzky. Ab 1898 lebte Schnabel in Berlin, wo 1901 sein Klavierkonzert uraufgeführt wurde. Zwei Jahre später gab er sein als sensationell empfundenes Debüt als Solist und von da an entwickelte sich zügig eine Weltkarriere. Der Schwerpunkt seines pianistischen Repertoires lag auf den Werken deutscher Komponisten. Bedeutsam war Schnabel insbesondere als Beethoveninterpret, der sich gegen die Verengung auf wenige berühmte Stücke wendete und sehr früh etwa alle 32 Klaviersonaten Beethovens zyklisch aufführte. Auch für die damals kaum gespielten Werke Schuberts setzte sich Schnabel nachdrücklich ein.
Von den Nationalsozialisten als Jude verfolgt, verließ Schnabel 1933 Deutschland, lebte für einige Jahre am Comer See und emigrierte schließlich 1939 in die USA, deren Staatsbürgerschaft er 1944 annahm. Seine umfangreiche und einflussreiche Lehrtätigkeit, die Schnabel in den 1920er Jahren als Professor an der Berliner Musikhochschule begonnen hatte, setzte er in seiner neuen Heimat fort. Ebenso trat er weiterhin, auch in Europa, als Pianist auf. Schnabel starb am 15. August 1951 während eines Aufenthalts in der Schweiz. Sein Spiel ist auf Tonträgern umfangreich dokumentiert.
Stand: Juni 2016