Sashko Brama © Mariana Klochko
Sashko Brama, geboren 1988, ist Dramatiker und Regisseur mit inhaltlichem Fokus auf experimentell-dokumentarischem Theater. Sein künstlerischer Werdegang begann 2008 in einer Amateur-Theatergruppe, im Anschluss schrieb er seine ersten Theaterstücke „Pork Leber“ (2011), „COMA“ (2012) und „iDream“ (2013).
Bramas erste Regiearbeit „Diploma“ entstand 2014. Das Projekt basierte auf einer soziologischen Studie und warf einen kritischen Blick auf das ukrainische Bildungssystem. Die Schauspieler*innen wählte Brama unter den Studierenden der Theater-Fakultät der Ivan Franko National University of Lviv aus. Das Projekt wurde im Les Kurbas Theater und an der Ivan Franko National University of Lviv aufgeführt.
Im Jahr 2014 verschlechterte sich die politische Situation in der Ukraine und führte zu Revolution und Krieg. Diese Ereignisse spiegeln sich in zwei späteren Projekten Bramas wider. 2015 wurde das Performance-Konzert „R + J“ aufgeführt, eine Shakespeare-Tragödie über Romeo und Julia, verlegt in die heutige Ukraine und angelegt als Geschichtslektion über Ereignisse der neueren Vergangenheit, erzählt in der Sprache alternativer Musik. „R + J“ wurde zu den folgenden Festivals eingeladen: radikal jung (München, Deutschland), GOGOLFEST (Kiew, Ukraine), Divadelná Nitra (Nitra, Slowakei), GLOBALIZE:COLOGNE (Köln), In Schönheit sterben (Berlin, Deutschland). Die Beschäftigung mit dem militaristischen Thema setzte Brama im Projekt „Call sighn Rama“ fort, das 2017 in Zusammenarbeit mit dem slowakischen Theater Pôtoň erarbeitet wurde. Die Grundlage des Projekts bildeten Interviews mit Personen, die den Krieg in der Ost-Ukraine miterlebt haben.
Brama definiert seine weiteren Werke als ein Theater des Erlebens, da sein künstlerisches Schaffen auf seinen eigenen Lebenserfahrungen beruht, die er durch das bewusste Eintauchen in und durch die Auseinandersetzung mit einer bestimmten Materie erhält. In einer Recherche rund um die Themen Altern, Vergänglichkeit und (un)erfüllte Sehnsüchte besuchte er zusammen mit einer Gruppe von Künstler*innen ein Jahr lang regelmäßig das Senior*innenheim in Lviv. Das dort gesammelte Material bildete die Grundlage für das Projekt „Fall on Pluto“, das auf den Festivals DESANT UA! Pierwszy Przegląd Teatrów Ukraińskich (Warschau, Polen) und DEMOLUDY (Olsztyn, Polen) präsentiert wurde und auch in der ukrainischen Auswahl der internationalen Theaterkonferenz IETM vertreten war. Derzeit arbeitet Brama zusammen mit post theater (Berlin, Deutschland) an der musikalischen Multimedia-Performance „Orpheus UA“. Für diese Arbeit soll Material verwendet werden, das der Autor während einer siebenmonatigen Expedition von der EU-Grenze in den Osten der Ukraine gesammelt hat.
Stand: Februar 2019