Béla Bartók

Béla Bartók © N.N.

Béla Bartók

Béla Bartók (1881 – 1945) war ein Komponist, der in keine Schublade passt. Mit Recht kann man in Bartók sowohl den Ausdrucksmusiker als auch den Konstruktivisten sehen, den entschiedenen Fortschrittler ebenso wie den vorsichtigen Konservativen, schließlich auch einen Komponisten artifizieller Kunstmusik, der sich von der in abgelegenen Dörfern gepflegten Musik inspirieren ließ. In seinen Werken spielt eine spezifische musikalische Rationalität wie der Aufbau aus kleinsten motivischen Zellen oder die Arbeit mit symmetrischen Skalen eine bedeutende Rolle. 

Bartók stammt aus einem Haushalt begeisterter Amateurmusiker. Den ersten Klavierunterricht erhielt er von der Mutter, danach von wechselnden Lehrern und allmählich schälte sich eine pianistische Karriere als berufliche Perspektive heraus. Das eigene Komponieren bekam 1902 nach der erfolgreichen Aufführung einer von Richard Strauss inspirierten Symphonischen Dichtung einen Schub, gefolgt von einer Phase des Suchens. Als Bartók im Januar 1907 dann eine Klavierprofessur in Budapest angeboten wurde, sagte er zu und ließ sich in der Stadt nieder, in der er bis 1934 an der Musikakademie unterrichtete.

Kurz zuvor, im Sommer 1906, hatte die entscheidende erste Begegnung mit unverfälschter ungarischer Volksmusik stattgefunden. Von nun an nahm die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Volks- und Bauernmusik Osteuropas in Bartóks Leben einen bedeutenden Platz ein. In der Zeit zwischen 1906 und 1918 sammelte er etwa 10.000 Melodien vornehmlich aus verschiedenen Landschaften des damaligen Großungarn. 

Dieser Begegnung mit der Volksmusik folgte ein schöpferischer Durchbruch. In den von 1908 an entstandenen Klavierwerken wie dem „Allegro barbaro“ fand Bartók erstmals zu einem unverwechselbar eigenen Stil. Sein künstlerischer Weg war steinig, begleitet von Selbstzweifeln und schöpferischen Krisen und schwankend zwischen Erfolgen und Enttäuschungen. Im Verlauf der 1920er-Jahre wurde Bartók dann allgemein als ein führender Komponist wahrgenommen. Dabei bildet das Jahr 1926 eine gewisse Wegscheide seines Schaffens. Tendierten seine Werke vorher zum Expressionismus, so wirken sie nun abgeklärter und orientieren sich stärker an traditionell überlieferten Formen.

Der Aufstieg des nationalsozialistischen Deutschlands und die zunehmende Macht der Rechten in Ungarn erfüllte Bartók mit tiefer Sorge. Er entschloss sich, seine Heimat zu verlassen, auch wenn er nicht direkt mit Verfolgung rechnen musste, und emigrierte im Oktober 1940 in die USA. Seine letzten Jahre waren bitter. Bartók ließ sich in New York nieder und hatte große Schwierigkeiten, im Musikleben Fuß zu fassen. Sein Schaffen kam zum Erliegen. Erst ab 1942 entstanden wieder Kompositionen, allesamt Auftragswerke wie das „Konzert für Orchester“. Seine Musik dieser Zeit hat den Charakter eines Bekenntnisses, ist teils tief verzweifelt, teils ostentativ heiter und optimistisch. Seit 1942 an Leukämie leidend, starb Bartók am 26. September 1945 in New York.

Stand: Februar 2025