Gob Squad

Gob Squad © Manuel Reinartz

Gob Squad

Gob Squad ist ein siebenköpfiges Monster mit einem Körper, ein Künstler*innenkollektiv mit vielen Bossen. Eine schizophrene Identität und mehrfach gespaltene Persönlichkeit – bisexual, binational, bilingual (englisch/deutsch). Eine Patchworkfamilie und eine soziale Utopie. Gemeinsam arbeiten sie seit 1994 an der Konzeption, Inszenierung und Darstellung von Live-Performances im Grenzbereich von Theater, Kunst und Medien.

Seit 25 Jahren suchen Gob Squad stets nach neuen Formen und Wegen medialer und performativer Ausdrucksmöglichkeiten und wechseln entsprechend zwischen den Formaten Bühnen-Performance, Videoinstallation, interaktivem Live-Film und urbaner Intervention. Für ihre Arbeiten wählen sie meist eine mediale Vermittlung, um unter der digitalen und gepixelten Oberfläche des 21. Jahrhunderts Sehnsucht und Begehren freizulegen. Entfremdete Formen der Intimität werden dabei zum zentralen Thema.

Auf der Suche nach Schönheit im Banalen platzieren sie ihre Werke neben Theatern und Galerien auch mitten in der urbanen Lebenswelt – z. B. in Häusern, Geschäften, auf U-Bahngleisen, Parkplätzen, in Hotels oder direkt auf der Straße. Alltags- und Kunstraum treffen nicht nur aufeinander, sondern gehen im künstlerischen Prozess direkt ineinander über. Utopische Szenarien treffen in Gob Squads Arbeiten stets auf die Realität einer konkreten Situation, deren Ausgang oft ungewiss ist.

Motiviert von der Sehnsucht nach Selbstermächtigung und Selbsterhöhung, nach kollektiver Erfahrung und echter Begegnung suchen Gob Squad nach Begegnungen mit Zuschauer*innen und Passant*innen, die über das klassische Rezeptionsverhältnis hinausgehen. So entstehen die utopischen Möglichkeitsräume, in die sie ihre Besucher*innen entführen: Sie werden eingeladen zum gemeinsamen Tanz, Spiel bis hin zum Kuss mit den Performer*innen, und zuweilen auch eingesetzt, um diese ganz zu ersetzen. Sie finden sich wieder auf einem Filmset oder in einer Gitarrenband, werden zu Weggefährt*innen und Liebhaber*innen erklärt oder vor die Aufgabe gestellt, einer unbekannten Zukunft die Welt zu erklären. Oder sie werden eingeladen, dem organisierten Chaos, das sich vor ihren Augen entspinnt, als Zeug*innen beizuwohnen.

Gob Squad gründeten sich in Nottingham (England) aus ehemaligen Student*innen der Nottingham Trent University und Absolvent*innen der Angewandten Theaterwissenschaften Gießen. Seit 1999 ist Berlin zum künstlerischen Zentrum und Produktionsstandort geworden. Feste Mitglieder sind: Johanna Freiburg, Sean Patten, Sharon Smith, Berit Stumpf, Sarah Thom, Bastian Trost und Simon Will. Hinzu kommen Eva Hartmann für Management und ein Pool von Kollaborateur*innen, mit denen die Gruppe in wechselnden Konstellationen zusammenarbeitet.

Bereits mit frühen Werken fanden Gob Squad zu einem Stil, der seit ihrem erfolgreichen Auftritt bei den Theaterskizzen der documenta X (1997) international Beachtung fand. Ihre Produktionen werden seitdem in weiten Teilen der Welt gezeigt (u. a. in Indien, Australien, Südkorea, Brasilien, Kanada und den USA). Projekte wie „Super Night Shot“ (2003), „Gob Squad’s Kitchen“ (2007, ausgezeichnet mit dem Drama Desk Award New York 2012), „Saving The World“ (2008, ausgezeichnet mit dem Goethe-Institut Preis beim Impulse Theater Festival 2010), „Revolution Now!“ (2010), „Before Your Very Eyes“ (2011, eingeladen zum Theatertreffen 2012), „Western Society“ (2013), „Creation (Pictures for Dorian)“ (2018), „I Love You, Goodbye (The Brexit Edition)“ (2019) und jüngst auch „Show Me a Good Time“ (2020) sind zu begehrten Exportschlagern geworden. 2020 wurde Gob Squad vom Fonds Darstellende Künste für die maßgebliche Prägung nationaler wie internationaler Theaterästhetik mit dem Tabori Preis ausgezeichnet.

www.gobsquad.com

Stand: April 2021