Kaija Saariaho © Maarit Kytöharju
Die 1952 in Helsinki geborene Kaija Saariaho war eine der profiliertesten Persönlichkeiten der Musik unserer Zeit. Wie Magnus Lindberg und der auch als Dirigent sehr erfolgreiche Esa-Pekka Salonen gehört sie zu einer Reihe finnischer Komponist*innen, die seit den 1990er-Jahren internationale Beachtung gefunden haben. Wie viele andere Komponist*innen ihrer Generation wurde Kaija Saariaho von der Arbeit am Pariser Forschungszentrum für elektronische Musik „IRCAM“ stark beeinflusst, vor allem von den musikalischen Ansätzen der französischen Spektralist*innen um Gérard Grisey und Tristan Murail, die Phänome des Klanges auf neuen Wegen untersuchten und feinste klangliche Veränderungsprozesse gestalteten, wobei die computergestützte Analyse und die Live-Elektronik wichtige Hilfsmittel abgaben. Von den ersten Werken Saariahos an spielte die Kombination von Live-Elektronik und traditionell erzeugten Klängen dementsprechend eine große Rolle. Schon früh verwirklichte sie ihren Ansatz aber auch in Stücken für traditionelle Instrumente, sodass sich in ihrem Schaffen rein akustische und elektronisch-akustisch gemischte Besetzungen beinahe die Waage halten. Ihre Werke zeichnen sich durch eine einzigartige Farbigkeit und Klangfantasie aus, wobei der Bereich zwischen Klang und Geräusch eine erstaunliche Tiefe und Lebendigkeit gewinnen und ein Intervall eine ungeahnte Fülle an Zwischenstufen enthalten kann. Den Schwerpunkt ihres umfangreichen Œuvres bilden Orchesterwerke und größer besetzter Kammermusik sowie das Musiktheater. Sie gewann u.a. den Polar Music Price, den Prix Italia und den Musikpreis des Nordischen Rates. Im Sommer 2023 erlag Karija Saariaho einem Hirntumor. Ihr letztes Werk feierte kurz nach ihrem Tod Premiere in Helsinki, das Trompetenkonzert „Hush“, Schweigen.
Stand: Januar 2024